CST-Studie aus dem Jahr 2003 Teil 3
Zweiter Teil : Evaluierung der Risiken. 1
5 Evaluierung der Wirkungen. 2
5.1 Methodologie. 2
5.2 Evaluierung der Wirkungen anhand der Daten der akuten Toxizität infolge 1 einzigen Imidacloprid-Anwendung 3
5.3 Evaluierung der Wirkungen anhand der Daten über chronische Toxizität infolge wiederholter oraler Imidacloprid-Anwendung. 3
5.4 Evaluierung der Wirkungen anhand der Untersuchung der subletalen Toxizität 3
5.4.1 Untersuchungen im Labor 3
5.4.2 Untersuchungen im Tunnel 3
5.4.3 Freilanduntersuchungen. 3
5.4.4 Zusammenfassung zur Berechnung des PNEC.. 3
6 Evaluierung der Exposition. 3
6.1 Die Berechnung der vorhergesagten Expositionskonzentrationen (PEC) 3
6.2 Pollen. 3
6.3 Nektar und Honig. 3
7 Evaluierung der Risiken. 3
7.1 Szenario 1: Pollenverbrauch der Larven. 3
7.2 Szenario 2: Pollenverbrauch der Ammen. 3
7.3 Szenario 3 : Die Pollensammlerinnen : orale Intoxikation. 3
7.4 Szenario 4: Die Sammlerinnen von Sonnenblumennektar 3
7.5 Szenario 5: Die Stockbienen. 3
Dritter Teil: Empfehlungen für den Erwerb von Daten, die Laufe der Evaluierung der Risiken, die während der Evaluierung nicht erschienen sind. 3
8. Empfehlungen hinsichtlich der Expositionsdaten der Bienen. 3
8.1 Zu erwerbende Daten bezüglich Imidacloprid und seinen Bestandteilen. 3
8.2 Allgemeine Empfehlungen. 3
9 Empfehlungen bezüglich der Toxizitätsdaten durch wiederholte Anwendung der aktiven Substanz. 3
9.1 Zu erwerbenden Daten bezüglich Imidacloprid und seinen Stoffwechselprodukten. 3
9.2 Allgemeine Empfehlungen hinsichtlich der Untersuchungen zu den letalen oder subletalen Wirkungen 3
9.3 Allgemeine Empfehlungen bezüglich der Untersuchungen im abgeschlossenen Bereich und auf dem Feld 3
10. Durchzuführende Arbeiten zur Vervollständigung der multifaktoriellen Untersuchung. 3
Zweiter Teil : Evaluierung der Risiken
Die Evaluierung der Risiken für Bienen in Verbindung mit der Verwendung von Imidacloprid als Saatgutbeizmittel kann nach dem klassischen Ansatz für die Evaluierung der Risiken umgesetzt werden, d.h.: als Vergleich zwischen dem Grad der Exposition und den mit diesem Molekül verbundenen Gefahren.
Derzeit werden verschiedene Methodologien, welche alle auf dem oben dargestellten klassischen Ansatz beruhen, in den verschiedenen Verordnungen beschrieben.
Die erste Methodologie ist die, welche basierend auf der europäischen Richtlinie 67/548 im technischen Handbuch für die Evaluierung der Risiken in Verbindung mit neuen und bereits existierenden chemischen Substanzen oder dem Technical Guidance Document entwickelt wurde. Die zweite entspricht der Methodologie der Evaluierung der Risiken in Verbindung mit der Verwendung von Pflanzenschutzmitteln und wurde auf der Grundlage der europäischen Richtlinie 91/414 (Richtlinie 96/12, entsprechend den Anhängen II und III der Richtlinie 91/414) entwickelt.
In beiden Fällen besteht die Evaluierung der Risiken darin, eine im voraus festgelegte Expositionskonzentration, im Allgemeinen „PEC“ (Predicted Environmental Concentration) genannt mit einer Konzentration, von welcher keine Auswirkung auf die Umweltorganismen erwartet wird, der „PNEC“ (Predicted No Effect Concentration). Ein Risiko wird also deutlich herausgestellt, wenn das Verhältnis PEC/PNEC höher als 1 ist.
Im Falle der Evaluierung der Risiken für Bienen in Verbindung mit der Verwendung von Pflanzenschutzmitteln (Richtlinie 91/414) ist der entwickelte Ansatz, obwohl sie auf den gleichen Konzepten von Exposition und Wirkung beruht, leicht abweichend von dem Ansatz „chemische Substanzen“. Tatsächlich wurde in diesem Fall nur im ersten Ansatz ein Risikoquotient entwickelt, welcher dem Zusammenhang zwischen der Anwendungsdosis auf dem Feld (in mg/ha) und der akuten LD50 bei Hautkontakt oder oraler Aufnahme entspricht. Im Falle von Saatgutbeizmitteln entspricht der Begriff der Dosis pro Hektar nicht der tatsächlichen Bedeutung. Daher ist die Methode für die Bestimmung des Risikoquotienten also nicht anwendbar.
Aus diesem Grunde wird die Evaluierung der Risiken für Bienen in Verbindung mit der Saatgutbeizung gemäß dem Verfahren für „neue und bereits existierende Chemikalien“ durchgeführt wird, einem Verfahren, welches auf der Ebene der Europäischen Union als Konsens vereinbart wurde.
Die PEC ist die Dosis, welcher die Biene ausgesetzt ist, entweder beispielsweise die durch die Biene bei der Aufnahme von Honig, Nektar und Pollen oral aufgenommene Dosis. In der Berechnung der Risikoevaluierung wird dieser Wert mit Hilfe der Teil 6.1. entwickelten Expositionsszenarien geschätzt. Die Methodologie zur Bestimmung der PNEC wird in Teil 5.1 entwickelt.
5 Evaluierung der Wirkungen
5.1 Methodologie
Im Falle neuer und bereits existierender Chemikalien sind die Gefahren anhand einer voraussehbaren Konzentration annähernd ohne Auswirkung auf die Ökosysteme, das heißt für die Gesamtheit aller Arten der Ökosysteme zu Wasser und zu Lande. Dieser Wert ergibt sich normalerweise durch die Verwendung eines Unsicherheitsfaktors der aus den Laborversuchen gewonnenen Testdaten gemäß der im Technical Guidance Document dargelegten Prinzipien bezüglich der Evaluierung der Risiken chemischer Produkte. Die Berechnung der PNEC erfolgt durch die Division des niedrigsten L(E)C50 (Lethal (Efficient) Concentration50) oder des NOEC (No Observed Effect Concentration) durch einen Unsicherheitsfaktor. Diese Faktoren wurden aufgestellt, um folgende Unsicherheiten darzustellen:
- Die Schwankung der Toxizitätsdaten innerhalb und außerhalb des Labors, die Schwankung der intra- und extraspezifischen Daten,
- Die Extrapolation der Daten der kurzzeitigen Toxizität zur Langzeittoxizität,
- die Extrapolation der Laborversuche zu Freilandversuchen.
Der Wert des Unsicherheitsfaktors hängt von der Art und der Menge der verfügbaren Daten ab. So nimmt dieser Faktor ab, wenn Daten über die Organismen, welche mehrere trophische Niveaus, mehrere taxonomische Gruppen vertreten, oder wenn Daten über eine chronische Toxizität verfügbar sind.
Um diese Aussage darzustellen, wurden die Unsicherheitsfaktoren, welche normalerweise zur Bestimmung des PNEC für die terrestrische Umwelt verwendet werden, sind in Tabelle XLI als Richtwerte zusammengetragen.
Tabelle XLI: Unsicherheitsfaktoren für die Berechnung eines PNECterrestrisch (gemäß dem Technical Guidance Document)
Verfügbare Angaben |
Unsicherheitsfaktor |
Tödliche Konzentration 50%, erzielt bei Tests akuter Toxizität (z.B. Pflanzen, Erdwürmer oder Mikroorganismen) |
1000 |
Wirkungslose Konzentration (NOEC), erzielt bei einem Versuch der chronischen Toxizität (z.B. Pflanzen) |
100 |
Wirkungslose Konzentration (NOEC), erzielt bei Versuchen über die chronische Toxizität, die 2 trophische Niveaus vertreten |
50 |
Wirkungslose Konzentration (NOEC), erzielt bei Versuchen über die chronische Toxizität an drei Arten von 3 trophischen Niveaus |
10 |
Daten auf freiem Feld |
Von Fall zu Fall |
Die in der oben stehenden Tabelle vorgeschlagenen Unsicherheitsfaktoren sollen die Evaluierung eines PNEC für das gesamte Ökosystem ermöglichen. Im vorliegenden Fall ist das Ziel die Evaluierung eines PNEC für eine gegebene taxonomische Gruppe, die Bestimmung der Unsicherheitsfaktoren werden also durch diese Tabelle unter Berücksichtigung der vorgeschlagenen Abstufung angepasst.
Der Wert des PNEC wird entweder anhand der Daten über die akute Toxizität (1 einzige Imidacloprid-Anwendung), über die wir verfügen, oder anhand der Daten über die chronische Toxizität (wiederholte Anwendung) oder anhand der Daten über die subletale Toxizität (infolge einer oder mehrerer Imidacloprid-Anwendungen) bestimmt, indem er sie mit einem Unsicherheitsfaktor verbindet. Bei allen neuen Daten, die es ermöglichen, die Extrapolation zu verringern (beispielsweise Daten über chronische Toxizität im Vergleich mit Daten über akute Toxizität) wird dieser Unsicherheitsfaktor verringert (im allgemeinen um einen Faktor von 10).
Obwohl man derzeit die Risiken der Bienen im Rahmen der Markteinführung verschiedener Pflanzenschutzmittel, welche an den oberirdischen Teilen der Kulturen angewendet werden auswertet, ist die angewandte Methodologie der Evaluierung, welche in diesem Bericht angewandt wird, original und noch nie da gewesen. Sie beruht nämlich auf:
– den Messungen der Konzentration der aktiven Substanz in unterschiedlichen Substraten, welche von Bienen geerntet oder nicht geerntet werden, Messungen, welche normalerweise für ein klassisches Pestizid nicht verfügbar sind
– die Entwicklung der Expositionsszenarien einer aktiven Substanz in Übereinstimmung mit den derzeitigen Kenntnissen über Bienen.
– die Anwendung der Unsicherheitsfaktoren, welche üblicherweise in der Evaluierung der toxischen Risiken unter Berücksichtigung der Übereinstimmung zwischen der Versuchssituation und der Situation auf dem Feld verwendet werden.
In Anbetracht der spezifischen Besonderheiten der durchgeführten Evaluierung, das heißt der Bestimmung eines PNEC für Bienen und nicht eines PNEC für das gesamte Ökosystem, werden die Unsicherheitsfaktoren, obwohl sie sich an denen, die im TGD vorgestellt wurden, orientieren, von Fall zu Fall ermittelt werden.
5.2 Evaluierung der Wirkungen anhand der Daten der akuten Toxizität infolge 1 einzigen Imidacloprid-Anwendung
* Intoxikation durch orale Aufnahme
Die Imidacloprid-Konzentration, welche voraussichtlich ohne Auswirkung für die Bienen bleibt, wird auf Basis der Daten über akute orale Toxizität geschätzt. Die LD50 48h von Imidacloprid liegt zwischen 4 und 71 ng/Biene (siehe Abschnitt 4.1.1). Der niedrigste Wert dieser Spanne wird für die Berechnung der voraussichtlich wirkungslosen Konzentration verwendet.
Entsprechend Tabelle XLI müsste der Unsicherheitsfaktor 1000 betragen. Da jedoch die akute Toxizität von Imidacloprid in zahlreichen Versuchen mit übereinstimmenden Ergebnissen (unterschiedliche Laboratorien, unterschiedliche Rassen) geschätzt wurde und die Evaluierung nur eine taxonomische Gruppe betrifft und der bestehende Unsicherheitsfaktor dieser Daten sich verringert, scheint es uns daher möglich, den Unsicherheitsfaktor von 1000 auf 100 herabgesetzt.
PNEC = 4/100 = 0,04 ng = 40 pg/Biene
* Topische Intoxikation
Die LD50 von Imidacloprid durch topische Einwirkung liegt zwischen 6,7 und 243 ng pro Biene. Hier gilt die gleiche Schlussfolgerung, die auch bei der akuten oralen Intoxikation gilt. Der PNEC beruht also auf einem niedrigeren Wert des Toxizitätsbereiches. Es werden die gleichen Unsicherheitsfaktoren verwendet.
Der Faktor von 100 führt zu einem PNEC-Wert von:
PNEC = 6,7 /100 = 0,067ng = 67 pg/Biene
5.3 Evaluierung der Wirkungen anhand der Daten über chronische Toxizität infolge wiederholter oraler Imidacloprid-Anwendung
Die voraussichtliche Konzentration ohne Auswirkung wird anhand der Daten über die chronische Toxizität in Abschnitt 4.1.2 geschätzt:
– LD50 10 Tage = 0,012 ng / ab in den Untersuchungen von Avignon (Suchail, 2001, M47)
– NOEC 11 Tage = 17 ng/Biene in den Untersuchungen von Bures-sur-Yvette (Decourtye, 2000, M33)
Theoretisch beruht die Berechnung des PNEC auf dem niedrigsten aller erzielten Werte. Es wurde ein Verhältnis von 1000 zwischen der LD50von Suchail und dem NOEC der Untersuchung von Decourtye beobachtet. Jedoch unterscheiden sich die Untersuchungsprotokolle dieser 2 Autoren sehr voneinander (s. Anhang XX), nämlich was die Stichproben der Bienen und ihr Alter angeht. Angesichts dieser Unterschiede in den Protokollen sind die beiden Untersuchungen nicht miteinander vergleichbar und zwingen uns dazu, diese 2 Ergebnisse zu berücksichtigen.
Der PNEC für das gesamte Ökosystem wird von der LD50 eines Versuchs der akuten Toxizität unter Anwendung eine Unsicherheitsfaktors von 1000 abgeleitet. Da es sich um eine LD50 eines Langzeitversuchs handelt, scheint es uns möglich, den gleichen Unsicherheitsfaktor (100) zu verwenden, der auch für eine NOEC eines Langzeitversuchs angewendet wird. Dieser Unsicherheitsfaktor wird für die Bestimmung eines PNEC für die Gesamtheit aller taxonomischen Gruppen des Ökosystems verwendet. Wenn, wie dies hier der Fall ist, es sich darum handelt, einen PNEC für eine gegebene taxonomische Gruppe zu bestimmen, so scheint es uns vernünftig, sich über einen Faktor 10auf den Unsicherheitsfaktor hinwegzusetzen, einem Faktor, der es ermöglicht, die Schwankungen zwischen den taxonomischen Gruppen abzudecken und so den Unsicherheitsfaktor von 100 auf 10 zu ändern.
Die Anwendung dieses Unsicherheitsfaktors von 10 führt zu folgender PNEC:
PNEC Suchail = 0.012/10.= 0,0012 ng = 1,2 pg/Biene
Was die Larven angeht, so verfügen wir über keinerlei gültigen Toxizitätsdaten und können daher nicht den PNEC bestimmen.
5.4 Evaluierung der Wirkungen anhand der Untersuchung der subletalen Toxizität
Der voraussehbare Konzentration wird anhand der Daten hinsichtlich der drei verfügbaren Untersuchungsarten geschätzt: die Untersuchungen im Labor, die Untersuchungen im Tunnel und die Untersuchungen auf freiem Feld.
5.4.1 Untersuchungen im Labor
a) Intoxikation infolge 1 einzigen oralen Imidacloprid-Anwendung
Entsprechend der in Abschnitt 4.2.1, Tabelle XXIX vorgestellten Ergebnisse der verschiedenen Untersuchungen und entsprechend der untersuchten Art der Auswirkung (Knockdown-Wirkung, Auswirkung auf die Motorik, Auswirkung auf den Retraktionsreflex des Proboscis, Auswirkung auf die Nahrungsaufnahme), liegt die NOEC zwischen 0,94 ng/ab (Wilhelmy, 2000, M217) und 9 ng/ab (Barth, 2000, M220).
Die Berechnung des PNEC erfolgt basierend auf dem niedrigsten Wert dieses Bereichs. Wenn es sich um Daten über eine kurzzeitige orale Intoxikation handelt, muss ein Faktor von 100 verwendet werden. Nichtsdestotrotz scheint ein Faktor von 50 in einer ersten Evaluierung anwendbar zu sein, da die Berechnung auf einer Dosis ohne Wirkung basiert (und nicht auf einer Dosis mit einer 50%igen Wirkung) und die gemessene Wirkung eine subletale Wirkung ist.
PNEC = 0,94 / 50 = 0,02 ng = 20 pg/Biene
b) Intoxikation infolge einer wiederholten oralen Imidacloprid-Anwendung
Gemäß der in Abschnitt 3.2.1., Tabelle XXIX, durchgeführten und dargestellten Untersuchungen sind die Ergebnisse in Form des NOEC oder des LOEC ausgedrückt. Im Falle des Fehlens des NOEC für eine Untersuchung beruht die Berechnung der voraussichtlich wirkungslosen Konzentration auf einem LOEC.
Entsprechend der Art der durchgeführten Untersuchung und der Art der gemessenen Wirkung liegen die Toxizitätsdaten zwischen 0,2 ng/ab (wobei der NOEC einer Wirkung auf die olfaktorische Konditionierung des Retraktionsreflexes des Proboscis entspricht, Decourtye und Pham Délègue, 2000, M33, Sommeruntersuchungen) und 0,87 ng/ab (LOEC über Pollenkonsum und Wachsproduktion, Colin, 1998, M32, M115, M233 und M238) für erwachsene Bienen. Der Retraktionsreflex des Proboscis ermöglicht es, die olfaktorischen Lernkapazitäten der Biene zu untersuchen und die möglichen sensorischen und integrativen Funktionsstörungen hervorzuheben, auf welchen die Wahrnehmung von Umweltsignalen und der Lernprozess beruhen. Wenn dieses Verfahren üblicherweise für die Untersuchung des Verhaltens beim Nektarsammeln angewendet wird, so ist die Wahrnehmung von Umweltsignalen gleichermaßen wichtig für Stockbienen. Aufgrund dieser Tatsache können die anhand des REP hervorgehobenen kognitiven Defizite die Sammelbienen und die Stockbienen betreffen.
Die Berechnung des PNEC für erwachsene Bienen (Sammel- und Stockbienen) beruht also auf dem niedrigsten Wert dieses Bereichs mit einem Unsicherheitsfaktor von 10, entsprechend, da die Berechnung auf einer Konzentration ohne Auswirkung beruht und da es sich um eine chronische Intoxikation und die Berechnung einer subletalen Wirkung handelt.
PNEC = 0,20 / 10 = 0,020 ng = 20 pg/Biene
c) Intoxikation infolge 1 einzigen topischen Imidacloprid-Anwendung
Die voraussichtlich wirkungslose Konzentration wird auf der Grundlage des NOEC geschätzt, oder in Ermangelung der in Tabelle XXIX in Kapitel 3.2.1 dargestellten LOEC-Werte der Untersuchungen. Da die Versuchsergebnisse entsprechend der Persistenz der Wirkung je nach Dauer ausgedrückt werden, werden die Ergebnisse, die der längstmöglichen anhaltenden Wirkungen entsprechen, für die Evaluierung der Risiken vorbehalten. Zum Beispiel wenn ein LOEC nach 15 Minuten und nach 30 Minuten gemessen wird, so wird der LOEC nach 30 Minuten für die Evaluierung der Risiken verwendet, da dieser repräsentativer für die mögliche natürliche Genesung der Bienen in einer Umgebung nach einer Belastung ist.
Die Toxizitätsdaten liegen also zwischen 0,1 ng/Biene (LOEC nach 4 Stunden des REP der Bienen während der Tage 4-7 der Untersuchung von Guez, 2001, A31) und 40 ng/Biene (LOEC über die Knockdown-Wirkung und die Auswirkung auf die motorische Koordination nach 4 Stunden in der Untersuchung von Thompson, 2000 M218 oder nach 24 Stunden in der Untersuchung von Barth, 2000, M220 und Wilhelmy, 2000, M217).
Die Berechnung des PNEC beruht also auf dem niedrigsten Wert dieses Bereichs, und der verwendete Unsicherheitsfaktor ist analog zur akuten oralen Intoxikation 50.
PNEC = 0,1 / 50 = 0,002 ng = 2 pg/Biene
5.4.2 Untersuchungen im Tunnel
Die in Tabelle XXXV dargestellten Ergebnisse der verschiedenen Untersuchungen haben zu LOEC-Werten von einschließlich 0,075 ng/Biene (Auswirkung auf die Häufigkeit der Besuche der Futtermaschine und der Dauer der Nahrungsaufnahme in der Studie von Colin, 2000, M3, M114 und M193) und 7 ng/Biene (Wirkungen auf die Schwänzeltänze, auf die Zeit für die Stocksuche und auf die trophologischen Kontakte in den Untersuchungen von Kirchner, 1998, 1999 und 2000, M12, M14, M84) geführt.
Die voraussichtliche Konzentration ohne Auswirkung wird anhand der niedrigsten Werte des LOEC-Bereichs geschätzt unter Berücksichtigung eines Unsicherheitsfaktors von 10, unter Anpassung der Bedingungen der Exposition der Sammlerbiene in Annäherung an die natürlichen Bedingungen für diese Untersuchungen, welche sehr repräsentativ sind.
PNEC = 0,075 / 10 = 0,0075 ng = 7,5 pg/Biene
5.4.3 Freilanduntersuchungen
Die in Tabelle XL dargestellten Ergebnisse der verschiedenen Untersuchungen haben zu NOEC-Werten von einschließlich 0,25 ng/Biene (NOEC der Schwänzeltänze, der Rundtänze und der Genauigkeit des Winkels in den Untersuchungen Kirchner, 1998, 1999 und 2000, M12, M14 und M94) und 7 ng/Biene (NOEC der Untersuchungen von Belzunces, 1998 und 2001, M32, M53 und M244) geführt.
Für die nektarsammelnden Bienen dürften die Freilanduntersuchungen diejenigen sein, die am besten die Umweltbedingungen repräsentieren. Jedoch wurden diese Untersuchungen an Futtermaschinen durchgeführt und entsprechen daher überhaupt nicht den wirklichen Expositionsbedingungen der Sammelbienen in der Umgebung. Vorsichtshalber wird ein Unsicherheitsfaktor von 5 beim niedrigsten NOEX angewendet.
PNEC = 0,25 / 5 = 0,05 ng = 50 pg/Biene
5.4.4 Zusammenfassung zur Berechnung des PNEC
Tabelle I : Zusammenfassende Tabelle zur Berechnung des PNEC bei oraler Intoxikation durch Imidacloprid
Beobachtete Variable |
Unsicherheitsfaktor | PNEC | ||
Akute Toxizität | ||||
DL50 48h = 4 ng/Biene |
Mortalität |
100 |
40 pg/Biene |
|
Chronische Toxizität durch orale Aufnahme | ||||
Erwachsene Bienen : LD50 10T = 0,012 ng/Biene |
Mortalität |
10 |
1,2 pg/Biene |
|
Subletale Toxizität | ||||
Labor | 1 einzige Behandlung durch orale GabeNOEC = 0,94 ng/Biene |
Verhaltensveränderungen |
50 |
20 pg/Biene |
Wiederholte orale BehandlungNOEC = 0,2 ng/Biene |
Verhaltenveränderungen |
10 |
20 pg/Biene |
|
Unter Tunnel | Am FutterautomatLOEC = 0,075 ng/Biene |
Verhaltensveränderungen |
10 |
7,5 pg/Biene |
Freiland | Am FutterautomatNOEC = 0,25 ng/Biene |
Verhaltensveränderungen |
5 |
50 pg/Biene |
Tabelle II : Zusammenfassende Tabelle übe die Berechnung des PNEC durch topische Intoxikation durch Imidacloprid
Beobachtete Variable |
Unsicherheitsfaktor |
PNEC |
||
Akute Toxizität | ||||
LD50 = 6,7 ng/Biene |
Mortalität |
100 |
67 pg/Biene |
|
Subletale Toxizität | ||||
Labor | 1 einzige Behandlung durch orale GabeLOEC = 0,1 ng/Biene |
Verhaltensveränderungen |
50 |
2 pg/Biene |
6 Evaluierung der Exposition
Die Imidaclopridmenge, die imstande ist, in eine Kolonie einzudringen, ist sehr variabel und hängt von den Arten und der Oberfläche der behandelten Kulturen in deren Umgebung ab, so wie von der Lese der Arbeiterinnen, was den gesammelten Pollen oder Nektar angeht.
6.1 Die Berechnung der vorhergesagten Expositionskonzentrationen (PEC)
Es sind mehrer Arten in Intoxikation der Bienen vorhersehbar, je nach:
– der von den Bienen gesammelten und verwendeten Nahrung (Pollen und / oder Nektar)
– der Art der Bienen, die diese Nahrung behandelt und verwendet: Larven, Stockbienen von weniger als 3 Wochen (Ammen zum Beispiel) und Sammelbienen von mehr als 3 Wochen (Sammlerinnen),
– der Jahreszeit (Frühjahr, Sommer, Herbst und Winter).
Wir haben also eine Reihe von Hypothesen aufgestellt und mehrere Intoxikationsszenarien ausgearbeitet.
Anmerkung: In Anbetracht der kaum lipophilen Eigenschaften von Imidacloprid wird dessen Ansammlung im Wachs nicht erwartet, kann aber nicht ausgeschlossen werden (Stadler, 2000, M142).
6.2 Pollen
Der von den Sammlerinnen zum Stock gebrachte Pollen wird entweder für eine sofortige oder eine spätere Verwendung gelagert. Die Folgen einer Vergiftung dieses Pollens könnten daher sich daher erst nach einigen Wochen bis zu einigen Monaten bemerkbar machen, zum Beispiel am Ende der Überwinterung.
Da bis heute keine Daten über die mögliche chemische Instabilität von Imidacloprid im gelagerten ollen zur Verfügung stehen, geht die erste Evaluierung der Risiken von der Vermutung aus, dass die Zusammensetzung stabil bleibt.
Wir verfügen über dosierte Imidaclopridmengen im Pollen der Blüten (Sonneblumen und Mais) und im Pollen der Falle.
Die Daten bezüglich dem Pollen der Fallen sind aus zwei Gründen schwer zu verwenden:
– die Aufstellung der Pollenfallen zieht eine Störung der Aktivität der Kolonie nach sich, welche Kompensationsmechanismen in Gang setzt, um die durch die Falle verursachten Pollenverluste ausgleicht. Derzeit bringen Pollenfallen Erträge von 20 bis 40 %. Aufgrund dieser Kompensationsmechanismen stellen der Pollen der Falle und umso mehr die Imidaclopriddosierungen in den Fallen aus quantitativer Sicht nicht das dar, was in den Stock kommt.
– Außerdem kann der in den Fallen gesammelte Pollen von verschiedenen Blütenarten stammen und daher mehr oder weniger mit Imidacloprid kontaminiert sein.
Aufgrund dieser Verfälschungen, welche die Einbeziehung der Imidaclopriddosierungen im Fallenpollen nach sich ziehen können, beruht unsere Evaluierung der Exposition einzig und allein auf den Ergebnissen der Dosierungen im Blütenpollen.
Es bleibt trotzdem bei der Tatsache, dass die Fallen ihr Interesse beibehalten, um den Pollen zu schätzen, über den die Bienen auf qualitativer Ebene verfügen.
Szenario 1 : Ernährung der Larven
Die Larven werden von den Ammen mit einer Mischung aus Pollen, Honig und Sekreten der hypopharyngalen und mandibulären Drüsen, „Bienenbrot“ genannt. Die Larven verzehren hauptsächlich am 4. und 5. Tag ihres Lebens Pollen. Die in der Literatur verfügbaren Daten schätzen die Menge der aufgenommenen Nahrung pro Larve innerhalb von 5 Tagen auf 42 mg (Haydak, 1968, A171). Die Untersuchung des Verdauungstraktes einer Bienenlarve zeigt, dass durchschnittlich 1,7 mg Maispollen verzehren, wobei dieser Verbrauch nur 5 % ihres Bedarfs deckt (Babendreier, persönliche Mitteilung). Der Verbrauch von Mais- und Sonnenblumenpollen kann also als geringfügig erachtet werden hinsichtlich der Gesamtmenge der von der Larve aufgenommenen Nahrung. Die Zuckerzusammensetzung in dem Larvenbrei variiert je nach Alter von 18 % (Arbeiterin, jünger als 4 Tage) und 44 % (Arbeiterin, älter als 4 Tage). In Anbetracht dessen, dass dieser Zucker ausschließlich aus dem während des Winters gelagerten Vorratshonig stammt, und da der Honig durch die Verdampfung von 60 % des Wassers im Nektar gewonnen wird, kann man davon ausgehen, dass der Zucker aus der Umwandlung von 3 mg Nektar für Larven von weniger als 4 Tagen und von 46 mg Nektar für Larven von mehr als 4 Tagen stammt. Der Grad der Intoxikation der Larve steht im Verhältnis zu ihrem Alter und zu dem Prozentsatz der Kontaminierung des Sonnenblumennektars, welchen sie verzehrt (Tabelle XLIV).
Tabelle III : Theoretisch von den Larven von weniger und mehr als 4 Tagen aufgenommene Imidaclopridmengen, die jeweils 3 und 46 mg kontaminierten Sonnenblumennektar oder Vergleichbares verzehren
Im Sonnenblumennektar enthaltene Imidacloprid-Konzentration = = 1,9 (µg/kg oder ppb) |
|||
|
Menge des aufgenommenen Imidacloprids (pg) |
||
Arbeiterin <4Tage (3 mg) |
Arbeiterin >4 Tage (46 mg) |
||
Prozentsatz des mit Imidacloprid kontaminierten Sonnenblumennektar |
100% |
5,7 |
87 |
80% |
4,5 |
70 |
|
60% |
3,4 |
52 |
|
40% |
2,3 |
35 |
|
20% |
1,1 |
17 |
Szenario 2 : Verzehr von Pollen durch die Ammen
Die 1 bis 10 Tage alten Bienen benötigen für die Entwicklung ihrer hypopharyngalen Drüsen und ihrer Fettkörper Pollen (Maurizio, 1954, A 156). Eine erwachsene Arbeiterin verbraucht insgesamt etwa 60 mg Pollen während der ersten 10 Tage ihres Lebens (Pain und Maugenet, 1966, A81). Wenn der verzehrte Pollen kontaminiert ist, riskiert die Biene, sich zu vergiften. Auf dieser Basis und auf der Basis des Imidaclopridgehaltes im Blüten- und Rispenpollen, werden die von diesen Bienen verzehrten Imidaclopridmengen unter Berücksichtigung einer entsprechenden Ernährung geschätzt, welche einer Mischung aus kontaminierten und nicht kontaminierten Pollen in verschiedenen Mischungsverhältnissen entspricht (20, 40, 60 und 80 und 100 %). Es ist festzustellen, dass die Hypothese von 100 % in dem Fall anzuwenden ist, wenn die Arbeiterin nur kontaminierten Pollen verzehrt; was auf nationaler Ebene mit Sicherheit sehr selten ist. Aus diesem Grund orientieren wir uns an den Proportionen von in den Fallen gesammeltem Sonnenblumen- und Maispollen (siehe Abschnitt 3.4.1) und stützen uns auf die Prozentzahlen einer Kontaminierung von 90 und 80 % für Sonneblumen- und Maispollen jeweils.
a) Berechnung des PEC im Falle einer Intoxikation durch Sonnenblumenpollen
Die Imidaclopriddosierungen im Pollen der Sonnenblumenblüten haben zu Gehalten von 3,3-3,4 ppb (Durchschnitt = 3,35 ppb) geführt (Stork, 1999, M5).
Die Berechnung der durch die Ammen aufgenommenen Imidaclopridmengen, die 10 Tage lang Sonnenblumenpollen verzehren, wird in Tabelle XLV dargestellt.
Tabelle IV : Theoretisch von den Ammen, die 10 Tage lang kontaminierten Sonnenblumenpollen (60 mg) im Stock verzehren, aufgenommene Imidaclopridmengen
Im Pollen der Sonnenblumenblüten enthaltene Imidacloprid-Konzentration = 3,35 (µg/kg oder ppb) |
||
Prozentsatz des durch Imidacloprid kontaminierten Sonnenblumenpollens |
Von den Bienen innerhalb von 10 Tagen Verzehr aufgenommene Imidaclopridmenge (pg) |
|
90% |
181 |
|
80 % |
161 |
|
60 % |
121 |
|
40 % |
80 |
|
20 % |
40 |
b) Berechnung des PEC im Falle einer Intoxikation durch Maispollen
Die Imidaclopriddosierungen im Pollen der Maisrispen haben zu Gehalten von 3,28-3,65 ppb (Durchschnitt = 3,5 ppb) geführt (Bonmatin et al, 2002, M210).
Die Berechnung der durch die Ammen aufgenommenen Imidaclopridmengen, die 10 Tage lang Pollen von Maisrispen verzehren, wird in Tabelle XLVI dargestellt.
Tabelle V : Theoretisch von den Ammen, die 10 Tage lang kontaminierten Maispollen (60 mg) im Stock verzehren, aufgenommene Imidaclopridmengen
Im Pollen der Rispen enthaltene Imidacloprid-Konzentration = 3,35 (µg/kg oder ppb) |
||
Prozentsatz des durch Imidacloprid kontaminierten Maispollens |
Von den Bienen innerhalb von 10 Tagen Verzehr aufgenommene Imidaclopridmenge (pg) |
|
80 % |
168 |
|
60 % |
126 |
|
40 % |
84 |
|
20 % |
42 |
Wir betonen, dass in gewissen Fällen der Pollen von Mais und von Sonnenblumen im gleichen Stock nebeneinander bestehen können.
Des weiteren berücksichtigt dieses Szenario nur den Verbrauch von Pollen durch die Ammen, die auch Honig verzehren, um den mit ihren Aktivitäten verbundenen Energieverbrauch entgegen zu wirken. Die Menge des aufgenommenen Schadstoffes wird hier also unterschätzt. Dieser Honigverbrauch wird in Szenario 5 behandelt.
Szenario 3 : Die Pollensammlerinnen
Die Sammelrinnen können sich auf die Ernte einer bestimmten Art von Nahrung spezialisieren (Pollen oder Nektar) oder im Gegenteil dazu beide Nahrungsarten gleichzeitig ernten (Nektar und Pollen). Das Verhältnis der auf das Sammeln von Nektar spezialisierten Sammlerinnen (58 %) ist deutlich höher zu dem Verhältnis der auf das Sammeln von Pollen (25 %) oder von beiden Arten (17 %) spezialisierten Sammlerinnen (Parker, 1926, A160; Free, 1960, A151). Nichtsdestotrotz, welches auch ihre Spezialisierung beim Sammeln ist, verbrauchen die Sammlerinnen alle Produkte aus dem Stock (Nektar und/oder Honig), um sich so die notwendige Energie für die Ausführung ihrer Aufgabe zuzulegen. Sie können sich also gemäß Szenario 4 vergiften.
Wenn die Sammlerbienen Nektar und / oder Pollen von Sonnenblumen ernten, bedecken sie den Körper mit großen Mengen von Pollen und tragen somit zur Bestäubung der Sonnenblume bei (Parker, 1981).
Dieses Phänomen wurde auch bei Mais beobachtet und genau beschrieben. „Die Zunge und die Mundwerkzeuge lecken und beißen die Antheren, was zum Ergebnis hat, dass die Pollenkörner an den Mundstücken haften bleiben und sie mit Nektar und Speichel befeuchten. SO wird ein großer Teil des Pollens von den Antheren entfernt und bleibt an den Haaren der Beine und des Körpers haften.“ (Louveaux, 1958, A155).
Die Sammlerinnen, die Pollen und/oder Nektar ernten, können sich also auf topischem und / oder oralem Wege vergiften, wenn sie ihre Sammeltätigkeit ausüben und bei der Herstellung der Hosen. Die auf die Lese von Sonnenblumenpollen spezialisierte Sammlerin kann sich auch auf topischem Wege mit dem Pollen auf ihren Haaren vergiften.
Im Falle einer topischen Vergiftung definieren die Daten in der Literatur die Menge des Pollens, der auf die Haare und die Beine der Biene verteilt wird. Eine Untersuchung hat eine Durchschnitt von 1780 Sonneblumenpollenkörnern, die auf die Haare der Biene verteilt werden, gezählt (Parker, 1981, A160). Aber das Gewicht einen Pollenkorns ist nicht bekannt, was uns nicht ermöglicht, die Gesamtmenge des mit der Biene in Berührung stehenden Pollens zu bestimmen. Andererseits transportiert die Biene pro Flug zwischen 10 bis zu 30 mg Pollen in Form von Hosen (Winston, 1987, A85). Wir haben jedoch keinerlei Angabe bezüglich der Bioverfügbarkeit von Imidacloprid in einer Pollenhose und deren Verteilung durch die Kutikula der Biene. Sofern Imidacloprid im Rispenpollen enthalten ist und die aktive Substanz im Pollenkorn eingeschlossen, scheint uns seine Bioverfügbarkeit sogar auf gleich Null begrenzt zu sein. Daher ziehen wir keine Intoxikation auf topischem Wege in Betracht.
Was die Intoxikation auf oralem Wege angeht, so hat die gesammelte wissenschaftliche Literatur auf diesem Gebiet es nicht ermöglicht, die Pollenmenge zu bestimmen, die von der Biene bei der Herstellung der Hosen eingenommen wird. Diese Einnahme scheint belanglos, wir schätzen sie willkürlich auf 1 % der gesammelten Pollenmenge ein (0,1 bis 0,3 mg). Eine Biene legt im Durchschnitt 10 bis 15 Flüge pro Tag zurück für die Pollenlese (für Zeitschrift, Winston, 1990), die Gesamtmenge des eingenommenen Pollens liegt also zwischen 1 und 4,5 mg.
Schließlich kann man, da die Bienen bei der Herstellung der Hosen selten die Blütenherkunft des Pollens vermischen (Free, 1963, A149), berücksichtigen, dass die Biene, die behandelten Sonnenblumen- oder Maispollen sammelt, zu 100 % kontaminierten pollen einnimmt.
a) Sonnenblumenpollen
Die Imidaclopriddosierungen im Pollen von Sonnenblumenblüten haben zu Gehalten von 3,3-3,4 ppb (Durchschnitt = 3,35 ppb) geführt (Stork, 1999, M5).
Die Imidaclopridmenge (PEC), der die Biene, die 1 bis 4,5 mg zu 100 % kontaminierten Pollen einnimmt, ausgesetzt ist, liegt also zwischen 3,3 und 15 pg.
b) Maispollen
Die Imidaclopriddosierungen (PEC) im Pollen der Maisrispen haben zu Gehalten von 3,28-3,65 ppb (Durchschnitt = 3,5 ppb) geführt (l, 2002, M210).
Die Imidaclopridmenge, der die Biene, die 1 bis 4,5 mg zu 100 % kontaminierten Pollen einnimmt, ausgesetzt ist, liegt also zwischen 3,5 und 16 pg.
6.3 Nektar und Honig
Die Sammlerinnen, die den Nektar in der Nähe der Kolonie ernten, konsumieren in der Regel diesen Nektar nicht oder nur einen kleinen Teil davon. Sie bringen ihn zum Stock und geben ihn weiter an die „Lager“bienen, welche ihn in den Waben ablegen. Ein Teil dieses Nektars wird von den im Stock anwesenden Arbeiterinnen umgehend oder später in Form von Honig und /oder Nektar verzehrt.
Dafür muss die Sammlerin, wenn die Nektarquelle weit von dem Stock entfernt ist, für die Hin- und / oder Rückflüge einen Teil des Honigs und / oder Nektars, den sie sammelt, verzehren, was verhängnisvolle Folgen nach sich ziehen könnte je nach der aufgenommenen Menge. Diese Parameter werden natürlich nicht durch die Versuchsleiter kontrolliert.
Es gibt also zwei Hauptarten von Szenarien „Nektar und Honig“, bei denen die Biene eine Vergiftung riskieren.
Szenario 4: die Sammlerinnen von Sonnenblumenpollen
Bevor sie zu ihrem Sammelgebiet fliegt, sammelt die Biene Energie, in dem sie im Stock gelagerten Nektar oder Honig verzehrt (Brandstetter et al., 1998, A145). Wenn der verzehrte Nektar kontaminiert ist, riskiert die Biene, sich zu vergiften. Der Prozentsatz der Nektarkontaminierung hängt von der Kulturlandschaft im Gebiet des Stocks ab (Vorhandensein oder Nichtvorhandensein von mit Gaucho behandelten oder nicht behandelten Sonnenblumenfeldern).
Wenn das Sammelgebiet entfernt liegt, kann die Biene einen Teil, den sie gerade gesammelt hat, für den Rückweg verzehren.
Während des Flugs verzehrt die Sammlerin einen Teil des Nektars, den sie gerade gesammelt hat, um ihren Energieverbrauch für den Flug zu decken, das heißt 11,5 mg Zucker pro Flugstunde (Olaert, 1956, A80, Heinrich, 1979, A79). Ein Bruchteil dieses Nektars (5 bis 17 %) stammt aus der direkten Aufnahme des Nektars durch den Ventrikel durch mechanisches Pumpen über den Proboscis und den Mund (Gary und Lorenzen, 1976, A152; Roces und Blatt, 1999, A162).
Vom Standpunkt des aus der Tätigkeit des Sammelns resultierenden Energieverlusts kann man berücksichtigen, das der größte Teil dieses Verlusts (80 %) vom reinen Flug stammt, die übrigen 20 % werden für andere Aktivitäten verbraucht (Standortwechsel auf der Blüte, Ernte, Pflege). Wenn man berücksichtigt, dass eine Biene etwa 10 Stunden pro Tag der reinen Flugtätigkeit widmet, so braucht sie insgesamt 115 mg Zucker pro Tag für die Energieverluste durch die Flüge, wozu für die damit zusammenhängenden Aktivitäten verbrauchten 23 g Zucker, was einer Summe von 138 mg Zucker pro Tag entspricht.
Der Sonnenblumennektar enthält durchschnittlich 40 % Zucker (Bonjean, 1993, A78). Eine Sammlerin muss also durchschnittlich 345 mg Nektar für 12 Stunden tägliches Sammeln verzehren. Wenn die Biene Honig verzehrt, so braucht sie 172 mg Honig, da Honig 80 % Zucker enthält (White, 1975, A164).
Wenn das Sammelgebiet in mit Gaucho behandelten Feldern liegt, so vergiftet sich die Biene wegen ihrer Blütentreue mit 100 % des kontaminierten Nektars für ihren Rückflug. Wenn die Felder nicht behandelt sind, so beträgt die Kontaminierung 0 %. Wenn man jedoch die Gesamtheit der Sammlerinnen eines Stocks berücksichtigt, so kann man je nach Kulturlandschaft um den Stock herum Kontaminierungszwischensätze finden. Tatsächlich können auf die Lese von Nektar von Sonnenblumen spezialisierten Bienen sich je nach Behandlung der Felder vergiften oder nicht vergiften, andere auf die Lese von Pollen anderer Blütenarten spezialisierte Bienen verzehren keine Imidacloprid bei ihrem Rückflug.
Gleichgültig welcher Flug es ist (Hinflug oder Rückflug), so steht der Grad der Intoxikation der Gesamtheit der Sammlerinnen im Verhältnis zur Kulturlandschaft rund um den Stock und bestimmt die Proportion des kontaminierten Nektars, den die Biene verzehrt.
Dieses Szenario, das den Verbrauch einer Biene im Laufe einiger Stunden berücksichtigt, nähert sich dem Fall einer akuten Intoxikation an. Wenn die Biene während dieses Zeitraums stirbt und während der folgenden Tage weiter sammelt, so nähert sich dieses Szenario dem Fall einer chronischen Intoxikation an.
Die Imidaclopriddosierungen im Sonnenblumennektar haben zur Gehalten von 1,9 ppb geführt (Stork, 1999, M5). Die Berechnung der möglicherweise von der Biene im Zeitraum von 12 Stunden Sammeltätigkeit verzehrten Imidaclopridmenge wird in Tabelle XLII dargestellt.
Tabelle VI : Theoretische Imidaclopridgehalte in 345 mg von den Sammlerinnen für 12 Stunden täglicher Sammeltätigkeit verzehrtem Sonnenblumennektar
Im Nektar enthaltene Imidaclopridkonzentrationen = 1,9 (µg/kg oder ppb) |
|||
Prozentsatz des durch Imidacloprid kontaminierten Sonneblumennektars |
|
Im Laufe von 12 Stunden von den Sammlerinnen aufgenommene Imidaclopridmenge
(pg) |
|
100% |
655 |
||
80 % |
524 |
||
60 % |
393 |
||
40 % |
262 |
||
20 % |
131 |
||
Szenario 5 : Thermoregulierung durch Stockbienen, Verbrauch von Vorratshonig
Der im Stock gelagerte Nektar und Honig werden von den Bienen verzehrt, welche im allgemeinen jünger als drei Wochen sind, um ihre Energieverluste auszugleichen, die abhängig sind von der Aktivität (Thermoregulierung, Reinigung der Waben, Fütterung der Brut (bereits behandelter Fall), Lese und Lagerung des Nektars und des Pollens). Wenn dieser Nektar und Honig kontaminiert sind, können die Bienen sich gegebenenfalls vergiften.
Da die Thermoregulierung aus energetischem Standpunkt die anstrengendste Aktivität ist und die Schätzung des Energieverlusts in Verbindung mit allen im einzelnen genommenen Aktivitäten unmöglich ist, interessieren wir uns einzig für den Energiebedarf der Biene für die Gewährleistung der Temperaturregulierung, welche von der Außentemperatur und somit von der Jahreszeit abhängig ist.
Die von einer mehr als drei Wochen alten Arbeiterin (Amme) verzehrte Nektarmenge kann je nach ihrem Energieverlust geschätzt werden, welche wiederum abhängig sind von ihrer Aktivität (Thermoregulierung, Wabenreinigung, Fütterung der Brut, Lese und Lagerung des Nektars und des Pollens).
Die Thermoregulierung hängt von der Außentemperatur ab: wenn diese niedrig ist, produzieren die Bienen Wärme, um im Stockinneren eine angemessene Temperatur aufrecht zu erhalten. Im Falle einer höheren Temperatur können die Bienen auch Luft fächern und kalte Luft produzieren, um den Stock zu kühlen.
Vom Standpunkt des Energieverlustes ist die Thermogenese ist anstrengendste Tätigkeit.
Je nach Jahreszeit zielt sie entweder darauf, eine konstante Temperatur der Brut von etwa 34°C (Zeitraum Frühjahr – Sommer – Herbst) zu gewährleisten oder um eine Temperatur der Kolonie von 15°C im Zentrum des Bienenschwarms und 5°C in der Peripherie aufrecht zu erhalten (Winterzeit) (Winston, 1987, A85).
Die Menge der verbrauchten Energie, um diese Temperatur zu erreichen, hängt offensichtlich von der Außentemperatur ab, die je nach Jahreszeit, Tagen und sogar bestimmten Zeiten im Laufe des Tages schwankt.
Bis zum Winterende stammt der von den Bienen zur Gewährleistung der Temperatur der Brut noch von dem gelagerten Honig und wird dann nach und nach durch Honig von verschiedenen während der Bienensaison zur Verfügung stehenden Blütensorten ersetzt. Im Herbst schöpfen die Ammen erneut aus den neu gelagerten Honigvorräten.
Im Winter ist der von den Bienen zur Gewährleistung einer lebensnotwendigen Temperatur im Stockinnern verzehrte Honig Vorratshonig, hergestellt aus dem Nektar der letzten gelesenen Blütensorte. So kann je nach Regionen und Bienenzuchtpraxis (Wandertierhaltung) der Sonnenblumenhonig bis zu 80 % des Vorratshonigs darstellen. Wenn dieser Sonnenblumenhonig Imidacloprid enthält, laufen die Biene Gefahr, sich zu vergiften, und der Grad der Intoxikation hängt vom Verhältnis des kontaminierten Honigs ab, den sie aufnimmt. Der Grad der Intoxikation des Vorratshonigs hängt also sowohl von der zuletzt gesammelten Blütenessenz (Sonnenblume, Raps, etc.) ab und von dem Verhältnis der mit Gaucho behandelten oder nicht behandelten Felder, wenn es sich bei dieser letzten Blütenart um Sonnenblumen handelt.
Es ist bewiesen, dass eine Bienenkolonie im allgemeinen 60 bis 80 kg Honig pro Jahr verzehrt (Moritz und Southwick, 1992; Rosov, 1944; Seeley, 1985). In den kühlen Ländern und im Herbst verbraucht die Kolonie, die im allgemeinen aus 20 000 Bienen besteht (Winston, 1989, A85), 8 bis 16 kg Honig für die Thermogenese (Free, 1977, A151), während sie 19 bis 25 kg Honig im Winter verbraucht (Temperaturen von – 4°C bis + 7°C) (Farrar, 1952, 1960, A148; Dyce und Morse, 1960, A146; Johansson und Johansson, 1969, A154).
In Anbetracht des höheren Honigverbrauchs im Winter legen wir unsere Schätzungen des PEC dieser Jahreszeit zugrunde, welche unserer Meinung nach den schlimmsten Fall darstellt.
Der Honig der Sonnenblume stellt je nach Region 0 bis 80 % des Vorratshonigs dar. Während der Winterzeit verbraucht die Biene also je nach Prozentsatz, zu welchem der Sonnenblumenhonig Bestandteil des Vorratshonigs ist (20, 40, 60 und 80 %), 0,2 bis 0,8 Sonnenblumenhonig, um die Aufrechterhaltung der Temperatur zu gewährleisten, was 0,5 bis 2 g Sonnenblumennektar entspricht. Die von den Bienen aufgenommene Imidaclopridmenge hängt also vom Prozentsatz des kontaminierten Sonnenblumenhonigs, der im Stock gelagert wird, ab (zum Beispiel 20, 40, 60, 80, 100 %).
Da bis zum jetzigen Zeitpunkt keine Daten über die mögliche chemische Instabilität von Imidacloprid während der Verarbeitung des Nektars zu Honig und im Vorratshonig verfügbar sind, geht die erste Evaluierung der Risken von einer stabilen Zusammensetzung aus.
Die Tabelle XLVIII zeigt die Imidaclopridmengen, welche die Bienen aufnehmen, die 0,2 bis 0,8 g Sonnenblumenhonig (aus der Verarbeitung von 0,5 bis2 g Sonnenblumennektar) zur Gewährleistung einer Temperatur von 15°C in der Stockmitte und von 5°C in der Peripherie verbrauchen.
Tabelle VII : Von erwachsenen Bienen zur Gewährleistung der Aufrechterhaltung der Temperatur während der Winterzeit (Mitte Oktober – Ende März) theoretisch aufgenommene Imidaclopridmenge
Im Nektar oder einem Äquivalent enthaltene Imidacloprid-Konzentration = 1,9 (µg/kg oder ppb |
|||||
Prozentsatz des mit Imidacloprid kontaminierten Sonnenblumennektars |
Von erwachsenen Bienen aufgenommene Imidaclopridmengen (pg) |
||||
Menge des aufgenommenen Nektars (g) |
|||||
0,5 |
1 |
1,5 |
2 |
||
100% |
950 |
1900 |
2850 |
3800 |
|
80% |
760 |
1520 |
2280 |
3040 |
|
60% |
570 |
1140 |
1710 |
2280 |
|
40% |
380 |
760 |
1140 |
1520 |
|
20% |
190 |
380 |
570 |
760 |
7 Evaluierung der Risiken
Die Risiken werden durch das Verhältnis zwischen der Expositionskonzentration (PEC) und der für die Bienen voraussichtlich wirkungslosen Konzentration (PNEC) geschätzt. Ein Verhältnis „PEC/PNEC“ von mehr als 1 drückt ein besorgniserregendes Risiko für die Bienen aus, sowie ein Verhältnis von weniger als 1 als eine Anzeige eines nicht besorgniserregenden Risikos erachtet werden kann.
Die Berechnung der verschiedenen Verhältniszahlen, die den verschiedenen Expositionsgraden entsprechen, werden in Form einer Tabelle dargestellt. Das normalerweise angewandte Verfahren, wenn eine Evaluierung der Risiken für eine Chemikalie durchgeführt wird, gleichgültig, ob sie neu ist (Richtlinie 67/548/CE) oder bereits existiert (Verordnung 793/93), ist die Durchführung einer ersten recht bruchstückhaften Risikoberechnung. Wenn ein Risiko deutlich herausgestellt wurde, so muss das Verhältnis PEC/PNEC genauer definiert werden, entweder durch genauere Bestimmung des Bestandteils „Exposition“, das heißt, dem PEC, oder durch genauere Bestimmung des Bestandteiles „Auswirkungen“, das heißt, dem PNEC.
In unserem Fall kann die Berechnung des PEC beim derzeitigen Wissensstand nicht genauer definiert werden, da die Expositionsszenarien alle wissenschaftlichen Daten verwenden, die bis dato in der wissenschaftlichen und technischen Literatur gefunden wurden.
Das klassische Verfahren zur genaueren Definition des PNEC gefolgt von einer Evaluierung der durch eine Chemikalie dargestellten Risiken ist der nächste Schritt. Im allgemeinen sind die einzigen verfügbaren Daten die Daten, welche denen der Versuche zur akuten Toxizität entsprechen. Der PNEC wird also wird also anhand dieser Daten unter Verwendung eines erhöhten Unsicherheitsfaktors berechnet. Wenn ein besorgniserregendes Verhältnis PEC/PNEC herausgestellt wurde, werden von den Behörden Versuche zur chronischen Toxizität verlangt und von den Anmeldern der Substanz durchgeführt. Es wird anhand dieser neuen Versuchsergebnisse ein neuer PNEC berechnet, indem ein niedrigerer Unsicherheitsfaktor verwendet wird, als der, der bei den Versuchen zur akuten Toxizität verwendet wurde. Wenn das Verhältnis PEC/PNEC besorgniserregend bleibt, werden versuchen verlangt, welche sich immer mehr den natürlichen Bedingungen annähern, zum Beispiel subletale Versuche, für die der verwendete Unsicherheitsfaktor geringfügiger sein kann. Es wird ein neues Verhältnis ausgerechnet. Das Verfahren ist beendet, wenn die genaue Definition des PNEC abgeschlossen ist, das heißt, wenn sie nächstmöglich auf den tatsächlichen Umweltbedingungen beruht, im allgemeinen sind dies die Freilandversuche im Falle der Sammlerbienen. Für die Stockbienen, die den Stock nicht verlassen, stellen die Freilandversuche über das Sammelverhalten nicht die repräsentativsten Umweltbedingungen dar, die genaue Definition endet bei den Laborversuchen, welche die durch die wiederholte Imidaclopridverwendung hervorgerufenen subletalen Wirkungen testen.
Im Falle der Evaluierung der für die Bienen durch Imidacloprid dargestellten Risiken werden die Einschätzungen der Risiken so präsentiert, als ob dieses Verfahren für die genaue Definition der PNEC-Werte befolgt worden wäre. Die durch die berechneten Werte der Risiken unten genannten Anmerkungen enden bei der maximalen Definition des PNEC.
In den Tabellen wurden die Werte der Risiken bewusst bei den Werten unter 5 auf einen Dezimalstelle aufgerundet und bei auf die Einheit bei höheren Werten.
7.1 Szenario 1: Pollenverbrauch der Larven
Die Evaluierung der für die Larven durch Imidacloprid bestehenden Risiken kann aufgrund des Fehlens von verfügbaren Toxizitätsdaten, welche die Berechnung eines PNEC und umso mehr des Verhältnisses PEC/PNEC ermöglichen, nicht ausgeführt werden.
7.2 Szenario 2: Pollenverbrauch der Ammen
Tabelle VIII : Berechnung der Risiken gemäß Expositionsszenario Nr. 2 für Sonnenblumenpollen (10tägige Intoxikation)
Szenario 2 : Pollenverbrauch der Ammen | ||||||||
Sonnenblumenpollen | ||||||||
Verhältnis PEC/PNEC |
PEC Expositionskonzentrationen im Verhältnis zum im Pollen der kontaminierten Blüten enthaltenen Imidacloprid (pg) |
|||||||
PNEC (pg) |
(20% Kontaminierung) 40 |
(40% Kontaminierung) 80 |
(60% Kontaminierung) 121 |
(80 % Kontaminierung) 161 |
(90 % Kontaminierung) 181 |
|||
Daten der akuten oralen Toxizität | ||||||||
40 |
1 |
2 |
3 |
4 |
4,5 |
|||
Daten der chronischen oralen Toxizität | ||||||||
1,2 |
33 |
67 |
101 |
134 |
151 |
|||
Daten der subletalen oralen Toxizität (Laboruntersuchungen) | ||||||||
akute Intox. 20 |
2 |
4 |
6 |
8 |
9 |
|||
chron. Intox. 20 |
2 |
4 |
6 |
8 |
9 |
|||
Es wurde ein Verhältnis von mehr als 1 für die Kontaminationsprozentsätze von 20 bis 90 % des Blütenpollens hervorgebracht, welcher ein Risiko für die Bienen anzeigt. Das Verhältnis PEC/PNEC wird bei einem prozentualem Anteil kontaminierten Pollen von 10 % größer als 1.
In Szenario 2 ist eine genaue Definition des Verhältnisses PEC/PNEC möglich. Eine genaue Definition des PNEC könnte unter Tunnel oder auf dem Freiland durchgeführt werden, unter Berücksichtigung der inneren Parameter des Stocks: Bsp. Entwicklung der Brut. Tatsächlich sind die derzeit zur Verfügung stehenden Daten für Freiland und Tunnel für die Stockbiene nicht repräsentativ, da sie auf dem Verhalten der Sammlerinnen beruhen.
Der PEC, also das Expositionsszenario kann ebenfalls neu berechnet werden durch:
– die Imidaclopriddosierung im Bienenbrot
– die Untersuchung der chemischen Stabilität von Imidacloprid des im Stock gelagerten Pollens und des zu Bienenbrot verarbeiteten Pollens.
Dieses Szenario beruht auf eine Hypothese über die Stabilität von Imidacloprid im Stock. Also könnte die für die Herstellung des Bienenbrots aus Pollen erforderliche Umformung Auswirkung auf den Imidaclopridgehalt haben. Man betont jedoch die große Stabilität des Einzelmoleküls im Boden. Nichtsdestotrotz wäre im Falle einer Beschädigung angebracht, die möglicherweise toxische Wirkung der Stoffwechselprodukte als ernstes Problem sehen. Es sind neue Daten erforderlich, um diese Hypothese zu be- oder entkräften. Nichtsdestotrotz sind diese Ergebnisse aufgrund der Tatsache, dass die Ammen auch Honig verbrauchen, um ihren Energieverlusten entgegenzuwirken, mit den Ergebnissen für die Evaluierung der Risiken für Szenario 5 zu vergleichen.
Tabelle L : Berechnung der Risiken gemäß dem Expositionsszenario Nr. 2 für Maispollen (10tägige Intoxikation)
Szenario 2 : Pollenverbrauch der Ammen | |||||
Maispollen | |||||
Verhältnis PEC/PNEC |
PEC Expositionskonzentrationen im Verhältnis zum im Pollen der kontaminierten Blüten enthaltenen Imidacloprid (pg) |
||||
PNEC (pg) |
(20 % Rispenpollen) 42 |
(40 % Rispenpollen) 84 |
(60 % Rispenpollen) 126 |
(80 % Rispenpollen) 168 |
(80 % Rispenpollen) 181 |
Daten der akuten oralen Toxizität | |||||
40 |
1 |
2,1 |
3,1 |
4,2 |
4,5 |
Daten der chronischen oralen Toxizität | |||||
1,2 |
35 |
70 |
105 |
140 |
151 |
Daten der subletalen oralen Toxizität im Labor | |||||
Akute Intox. 20 |
2,1 |
4,2 |
6,3 |
8,4 |
9 |
Chron. Intox. 20 |
2,1 |
4,2 |
6,3 |
8,4 |
9 |
Für die anhand der Imidaclopriddosierungen im Rispenpollen durchgeführten Berechnungen wurde ein Verhältnis von mehr als 1 hervorgebracht für die Kontaminationsprozentsätze von 20 bis 80 % des Pollens, der ein Risiko für die Bienen darstellt. Das Verhältnis PEC/PNEC wird größer als 1 für einen Prozentsatz von 10 % kontaminierten Pollens. Die vorangehenden Anmerkungen bezüglich der genauen Definition des Verhältnisses PEC/PNEC gelten für Maispollen.
7.3 Szenario 3 : Die Pollensammlerinnen : orale Intoxikation
Tabelle LI : Berechnung der Risiken gemäß Szenario Nr. 3 für Sonnenblumenpollen (Intoxikation während eine Sammeltages)
Szenario 3 : die Pollensammlerinnen | ||
Sonnenblumenpollen | ||
Verhältnis PEC/PNEC |
PEC Expositionskonzentrationen im Verhältnis zum im Pollen der kontaminierten Blüten enthaltenen Imidacloprid (pg) |
|
PNEC (pg) |
10 mg eingenommener Pollen 3,3 |
45 mg eingenommener Pollen 15 |
Daten der akuten oralen Toxizität | ||
40 |
0,08 |
0,37 |
Daten der chronischen oralen Toxizität | ||
1,2 |
2,7 |
12 |
Daten der subletalen oralen Toxizität im Labor | ||
1 Behandlung 20 |
0,16 |
0,74 |
Wiederholte Behandlung 20 |
0,16 |
0,74 |
Daten der subletalen oralen Toxizität im Tunnel | ||
7,5 |
0,44 |
2 |
Daten der subletalen oralen Toxizität im Freiland | ||
50 |
0,07 |
0,3 |
Tabelle LII : Berechnung der Risiken gemäß dem Expositionsszenario Nr. 3 für Maispollen (Intoxikation während eines Sammeltages)
Szenario 3 : die Pollensammlerinnen | ||
Maispollen | ||
Verhältnis PEC/PNEC |
PEC Expositionskonzentrationen im Verhältnis zum im Pollen der kontaminierten Blüten enthaltenen Imidacloprid (pg) |
|
PNEC (pg) |
10 mg eingenommener Pollen 3,5 |
45 mg eingenommener Pollen 16 |
Daten der akuten oralen Toxizität | ||
40 |
0,09 |
0,4 |
Daten der chronischen oralen Toxizität im Labor13 | ||
1,2 |
2,9 |
13 |
Daten der subletalen oralen Toxizität im Labor | ||
1 Behandlung 20 |
0,17 |
0,79 |
Wiederholte Behandlung 20 |
0,17 |
0,79 |
Daten der subletalen oralen Toxizität im Tunnel | ||
7,5 |
0,63 |
2,1 |
Daten der subletalen oralen Toxizität im Freiland | ||
50 |
0,07 |
0,32 |
Die anhand der Daten der subletalen Toxizität im Freiland Evaluierungen führen nicht zu einem bedeutendem Risiko, gleichgültig, ob es sich um eine Intoxikation durch Sonnenblumen- oder Maispollen handelt (Tabelle LI und Tabelle LIII). In Ermangelung wissenschaftlicher Daten beruht der Prozentsatz des eingenommenen Pollens einzig und allein auf einer Schätzung seitens der Mitglieder des CST, die erzielten Verhältniszahlen sind also zu relativieren.
Eine genaue Definition des Verhältnisses PEC/PNEC ist möglich, insbesondere durch die Bestimmung der Menge des von den Sammlerinnen während der Herstellung der Hosen eingenommenen Pollens.
Die Berechnung der Risiken, welche sich durch eine topische Intoxikation mit Imidacloprid bei der Herstellung der Hosen durch die Sammlerinnen ergibt, wurde aufgrund ihrer Unwahrscheinlichkeit nicht entwickelt.
7.4 Szenario 4: Die Sammlerinnen von Sonnenblumennektar
Tabelle LIII : Berechnung der Risiken gemäß Expositionsszenario Nr. 4 für Sonnenblumennektar (Intoxikation während 1 Sammeltages)
Szenario 4 : Die Sammlerinnen von Sonnenblumennektar | |||||
PEC/PNEC |
PEC Expositionskonzentrationen im Verhältnis zum mit Imidacloprid kontaminierten und verzehrtem Pollen (pg) |
||||
PNEC (pg) |
(20%) 131 |
(40 %) 262 |
(60 %) 393 |
(80 %) 524 |
(100 %) 655 |
Daten der akuten oralen Toxizität | |||||
40 |
3,3 |
7 |
10 |
13 |
16 |
Daten der chronischen oralen Toxizität | |||||
1,2 |
109 |
218 |
328 |
437 |
546 |
Daten der subletalen oralen Toxizität im Labor | |||||
1 Behandlung 20 |
7 |
13 |
20 |
26 |
33 |
Wiederholte Behandlung 20 |
7 |
13 |
20 |
26 |
33 |
Daten der subletalen oralen Toxizität im Tunnel | |||||
7,5 |
17 |
35 |
52 |
70 |
87 |
Daten der subletalen oralen Toxizität im Freiland | |||||
50 |
2,6 |
5 |
8 |
10 |
13 |
Es wurde ein Verhältnis von mehr als 1 hervorgebracht, da 20 % des verzehrten Nektars mit Imidacloprid kontaminiert ist, was ein Risiko für die Bienen anzeigt. Der Verhältnis PEC/PNEC wird größer als 1, wenn 8 % des verzehrten Nektars kontaminiert ist. Die einzige Möglichkeit der genauen Definition des Verhältnisses wäre eine Überprüfung des PEC, also des Expositionsszenarios. Im Falle von Szenario 4 sind die zu bestätigenden Bestandteile:
– die im Sonnenblumennektar enthaltene Imidaclopridmenge, der im Szenario verwendete Wert beruht nur auf einer anerkannten Untersuchung.
– Die chemisch Stabilität des Imidacloprids des im Stock gelagerten Nektars (Hinflug).
7.5 Szenario 5: Die Stockbienen
Tabelle LIV : Berechnung der Risiken gemäß dem Expositionsszenario Nr. 5 für Sonnenblumenhonig
Szenario 5 : Stockbienen, Temperaturregulierung während der Winterzeit |
||||||||||
Erwachsene Bienen | ||||||||||
VerhältnisPEC/PNEC |
PEC (pg) Expositionskonzentrationen im Verhältnis der Menge aufgenommenen Honigs und dem Verhältnis des kontaminierten Honigs und einem Äquivalent (1 bis 2 g Nektar) |
|||||||||
PNEC(pg) |
0,2 g Honig (0,5g Nektar) |
0,8g Honig (2g Nektar) |
||||||||
20% 190 |
40% 380 |
60% 570 |
80% 760 |
100% 950 |
20% 760 |
40% 1520 |
60% 2280 |
80% 3040 |
100% 3800 |
|
Daten der akuten oralen Toxizität | ||||||||||
40 |
4,75 |
9,5 |
14 |
19 |
24 |
19 |
38 |
57 |
76 |
95 |
Daten der chronischen oralen Toxizität im Labor | ||||||||||
1,2 |
158 |
317 |
475 |
633 |
792 |
633 |
1266 |
1900 |
2533 |
3166 |
Daten der subletalen oralen Toxizität im Labor | ||||||||||
1 Behandlung 20 |
9,5 |
19 |
29 |
38 |
48 |
38 |
76 |
114 |
152 |
190 |
Wiederholte Behandlung 20 |
9,5 |
19 |
29 |
38 |
48 |
38 |
76 |
114 |
152 |
190 |
Da die Stockbienen den Stock nicht verlassen, wurden die Daten über die chronische Toxizität im Tunnel und im Freiland nicht berücksichtigt bei der Evaluierung der Risiken dieses Szenarios.
Die Evaluierung der Risiken für Stockbienen, welche die Thermoregulierung gewährleisten, hat zu besorgniserregenden Verhältniszahlen geführt. Die einzige Möglichkeit der genauen Definition dieser Verhältniszahl wäre die genaue Definition des PEC, also des Expositionsszenarios. Im Fall von Szenario 5, sind die zu bestätigenden Elemente:
– Die im Honig enthaltene Imidaclopridmenge, es stand uns kein Wert zur Verfügung.
– Die Stabilität des Imidacloprids während der Umwandlung des Nektars in Honig und im Laufe der Zeit während der Honiglagerung. Tatsächlich beruht die Evaluierung der Risiken auf der Hypothese der Stabilität der Verbindung
Schlussfolgerung
Die Evaluierung der durch das Samenbeizmittel Gaucho® für Bienen bestehenden Risiken hat nach der Ausarbeitung von Originalszenarien, von denen vermutet wurde, dass sie für die Evaluierung anderer chemischer Pflanzenschutzmittel nützlich sind. Diese Szenarien beruhen auf den Kenntnissen von Fachleuten aus der Bienenzucht und der Biologie der Bienen und auf den Daten der wissenschaftlichen Literatur. Eine erschöpfende bibliographische Untersuchung hat alle Daten über die Toxikologie der Bienen und Daten bezüglich der Verhaltensstörungen in Zusammenhang mit der Verwendung von Imidacloprid in den verschiedenen Lebensphasen der Bienen zusammengefasst. Die Daten des Terrains, welche die Bienenzüchter im Rahmen der CST berichtet wurden oder die so vorgebracht wurden, wie die, welche vom Hersteller des Imidacloprids als Samenbeizmittel beigesteuert wurden, wurden dabei berücksichtigt.
Gleichgültig, welches Szenario, die Evaluierung der durch Imidacloprid als Samenbeizmittel dargestellten Risiken führt im allgemeinen zu einem Verhältnis PEC/PNEC von gleich oder mehr als 1. Die Verhältniszahlen, welche man im Falle von mit Gaucho gebeizten Sonnenblumen und Mais erhalten hat, sind ähnlich und werden in Tabelle LV dargestellt.
Bei unserm derzeitigen Wissensstand gemäß der zur Evaluierung der Exposition entwickelten Szenarien und gemäß der für die Evaluierung der Gefahren ausgewählten Unsicherheitsfaktoren sind die sich ergebenden Verhältnisse PEC/PNEC besorgniserregend. Sie stimmen mit den Feldbeobachtungen überein, welche von den zahlreichen Bienenzüchtern in den Gebieten mit Großkulturen (Mais, Sonnenblumen) bezüglich der Sterblichkeit der Sammlerinnen (Szenario 4), ihrem Aussterben, ihren Verhaltensstörungen und bestimmten Sterblichkeitsraten im Winter (Szenario 5).
Infolgedessen führt die Saatgutbeizung bei Sonnenblumen mit Gaucho® zu einem signifikanten Risiko für die Bienen verschiedener Altersstufen, mit Ausnahme der Sammlerinnen, da sie bei der Herstellung der Hosen Pollen einnehmen (Szenario 3).
Was die Saatgutmittelbeizung von Mais angeht, so beläuft sich das Verhältnis PEC/PNEC wie bei Sonnenblumen als besorgniserregend im Rahmen des Pollenverbrauchs durch die Ammen, was zu einer höheren Sterblichkeitsrate bei diesen führen könnte und zum Teil eine Erklärung für die Schwächung der Bienenpopulation sein könnte, welche trotz des Verbots von Gaucho® bei Sonneblumen beobachtet wurde.
Schließlich, aufgrund der Tatsache, dass andere Faktoren zur Schwächung der Bienenkolonien beitragen können, ist es angebracht, dass die Untersuchungen hinsichtlich der Häufigkeit, der Mechanismen und der Gründe für diese Symptome weiterbetrieben werden.
Tabelle LV : Zusammenfassung der Ergebnisse zum Verhältnis PEC/PNEC für die verschiedenen Szenarien
Verhältnis PEC/PNEC je nach Prozentsatz der Kontaminierung der verzehrten Produkte | |||
Szenario |
Anhand einer Exposition von mit Gaucho behandelten Sonnenblumen |
Anhand einer Exposition von mit Gaucho behandeltem Mais |
Anmerkungen zu den Szenarien |
Szenario 1 : Verzehr des « Larvenbreis » durch die Larven | In Ermangelung von Toxizitätsdaten kein bestimmtes Verhältnis PEC/PNEC | Fehlen von Daten : – über Toxizität- über die Dosierung der Rückstände im Gélée Royale und dem « Larvenbrei »- über die Stabilität von Imidacloprid während der Lagerung im Stock | |
Szenario 2 : Verzehr von Pollen durch die Ammen |
2 à 9 (151*) |
2,1 à 9 (151*) |
Fehlen von Daten : – über die Stabilität von Imidacloprid während der Lagerung des Pollens im Stock- über die Dosierung der Rückstände im Bienenbrot |
Szenario 3 : Verzehr des Pollens durch die Sammlerinnen |
0,07 à 0,3 (12*) |
0,07 à 0,32 (13*) |
Szenario auf der Basis einer Schätzung der Proportion des bei der Herstellung der Hosen eingenommenen Pollens |
Szenario 4 : Verzehr von Nektar durch die Sammlerinnen |
2,6 à 13 (546*) |
Mais = Pflanze ohne Nektardrüse |
Fehlen von Daten : – über die Dosierung der Rückstände des im Stock gelagerten HonigsSzenario beruhend auf einer einzigen Analyse der Rückstände im Nektar |
Szenario 5 : Verzehr von Honig durch die Stockbienen |
9,5 à 190 (3166*) |
Mais = Pflanze ohne Nektardrüse |
Fehlen von Daten :– über die Dosierung von Imidacloprid im Honig- über die Stabilität von Imidacloprid im Honig während seiner Lagerung im StockSzenario beruhend auf einer einzigen Analyse über die Rückstände im Nektar |
* Prozentzahl aus den Daten von Suchail (Extremfall)
Dritter Teil: Empfehlungen für den Erwerb von Daten, die Laufe der Evaluierung der Risiken, die während der Evaluierung nicht erschienen sind
8. Empfehlungen hinsichtlich der Expositionsdaten der Bienen
8.1 Zu erwerbende Daten bezüglich Imidacloprid und seinen Bestandteilen
Die Fachleute von CST haben aus der Bestätigung der analytischen Methode die Dosierungen von Imidacloprid für Böden, Pflanzen und Pollen abgeleitet. Was die Dosierungen von Imidacloprid im Nektar und im Honig angeht, so sind die Grenzen für die Quantisierung und die Demodulation zu hoch (>1 ppb und 0,3 ppb, jeweils). Eine Verbesserung der Dosierungstechnik bei diesen Produkten würde eine Herabsetzung dieser Grenzen ermöglichen und wird daher gefordert.
Vor dem Problem der ausreichende Mengen Nektar aus den Blüten zu entnehmen schlagen die Fachleute der CST vor, Nektar aus dem Kropf der Sammlerinnen auf dem Feld oder bei der Heimkehr im Stock zu entnehmen.
Parallel dazu müssen weitere Entnahmen und Dosierungen in Betracht gezogen werden, um Schlussfolgerungen zu ziehen bezüglich:
– dem Vorhandensein von Stoffwechselprodukten von Imidacloprid in den von den Bienen besuchten Pflanzenteilen (ollen, Nektar, Honig)
– der Möglichkeit der Akkumulation von Imidacloprid und seinen Stoffwechselprodukten im Boden nach mehreren aufeinanderfolgenden Anwendungen. Daher empfehlen die Fachleute des CST die Untersuchungen, die in einem nicht offenen Milieu durchgeführt wurden.
– Der Möglichkeit der Absorption Imidaclopridrückständen durch Pflanzen, die nicht mit Gaucho behandelt wurden, sondern auf Böden kultiviert werden, welche in den Vorjahren eine Gaucho-Behandlung erhalten haben.
– Des Vorhandenseins von Imidacloprid in der verschiedenen Produkten des Stocks, nämlich: der nahrhafte Brei der Arbeiterinnenlarven, das Gelée Royale, Honig, in den Waben gelagerter Nektar (Bienenbrot), Wachs, …
– Der chemischen Stabilität von Imidacloprid während der Lagerung und der Umwandlung von Pollen und Nektar im Stock.
8.2 Allgemeine Empfehlungen
Die Proben müssen gemäß der Bonnes Pratiques de Laboratoire (= Gute Laborpraxis). Es muss zu jeder Probe ein Dokumentenstatus beigefügt werden, um eine gute Rückverfolgbarkeit zu gewährleisten. Die Art und der Dokumentenstatus müssen während der Analyse mit den Datenblättern der Proben übereinstimmen.
Die Anzahl der Proben muss für jede Bedingung ausreichend sein. Ein Minimum von 20 Proben erscheint uns als notwendig.
Die Proben müssen dann schnell eingefroren und ohne Unterbrechung der Kühlkette bei mindestens –20°C gelagert werden, um jegliche Schäden der aktiven Substanz zu vermeiden. Die während der Lagerung der Proben mögliche Beschädigung der aktiven Substanz muss zuerst im Verhältnis zum Zeitraum und den Bedingungen der Lagerung untersucht werden.
Schließlich müssen die vollständigen Ergebnisse (die Rohdaten und die analysierten Daten)müssen eindeutig präsentiert werden.
9 Empfehlungen bezüglich der Toxizitätsdaten durch wiederholte Anwendung der aktiven Substanz
9.1 Zu erwerbenden Daten bezüglich Imidacloprid und seinen Stoffwechselprodukten
Es ist unerlässlich, Daten über die Toxizität von Imidacloprid und seinen Stoffwechselprodukten auf die Larven zu erlangen. Die Untersuchungen müssen im Labor durchgeführt werden und unter Semi-Feldbedingungen dank der entsprechenden Methoden, welche zu vereinbaren und festzulegen sind.
In gleichen Weise ist es notwendig, die Sensibilität der Ammen zum Produkt unter Labor- und Semi-Feldbedingungen zu evaluieren.
9.2 Allgemeine Empfehlungen hinsichtlich der Untersuchungen zu den letalen oder subletalen Wirkungen
Vor der relativen Heterogenität der Ergebnisse und der Anzahl der nicht validierten Untersuchungen ist es notwendig, standardisierte Protokolle für die Untersuchungen der Toxizität durch wiederholte Behandlung zu entwickeln. Diese Protokolle müssen von Fachleuten der Apidologie aufgestellt werden.
Unter den wichtigen Punkten, welche von diesem Protokollen berücksichtigt werden müssen, empfehlen wir:
– Die Berücksichtigung der im Bericht genannten Validierungskriterien.
– Während der Untersuchungen zur Intoxikation infolge wieder Behandlungen auf oralem Wege muss die getestete Menge an aktiver Substanz (Imidacloprid oder Derivat) als aufgenommenen Menge (ng / Biene) gemessen werden
– Die Konzentrationen an Imidacloprid und seiner Stoffwechselprodukte müssen am Ende des Experiments aufgrund ihres Verfalls bei Licht im Laufe der Zeit überprüft werden
– Die Futtermaschinen, welche Imidacloprid enthalten, müssen gut vor Licht geschützt werden (Festlegung des Futtermaschinentyps)
– Jede Untersuchung muss eine Vorzeigebehandlung beinhalten, eine Behandlung mit einem chemischen Produkt hoher Toxizität (Dimethoate) als Referenz (0,11 μg/Biene < LD50 > 0,26 μg/Biene und 0,11 μg/Biene < LD50 > 0,33 μg/Biene jeweils für topische und orale Intoxikation), eine Behandlung mit jeder zu testenden Dosis der aktiven Substanz (3 Konzentration mindestens). Die Behandlung im Bezugszustand muss die Kontrolle darüber ermöglichen, ob ein eventuelles Fehlen von Toxizität nicht auf einer besonderen Eigenschaft der im Test verwendeten Bienen beruht.
– Bei der Auflösung des Pestizids in einem Lösungsmittel (oder einer Betäubung der Bienen) müssen zwei Vorzeigegruppen verwendet werden: eine „nicht behandelte“ Vorzeigegruppe, ernährt mit einem Sirup, der nur aus Saccharose besteht (oder nicht betäubt), eine Vorzeigegruppe „Lösungsmittel“, gefüttert mit Sirup, der das Lösungsmittel enthält in der gleichen Konzentration wie in den behandelten (oder betäubten) Gruppen
– Die zufällige Verteilung der Tiere, um die Variabilität der Untersuchungen zu begrenzen.
– Die Verwendung einer korrigierten Sterblichkeitsrate bei der Behandlung der Ergebnisse, so wie die Berücksichtigung der toten Bienen bei der Evaluierung der Sirupeinnahmemenge. Die unausgereiften Ergebnisse müssen im Abschlussbericht erscheinen.
– Die Verwendung statistischer Tests, welche es ermöglichen, die signifikanten oder nicht signifikanten Wirkungen zwischen den Vorzeigegruppen und den behandelten Tieren aufzuzeigen, muss systematisch erfolgen. Diese Tests müssen an die Experimentbedingungen angepasst werden und die Wiederholung der Intoxikationen berücksichtigen (Vorschläge: ANOVA zu wiederholten Messungen).
9.3 Allgemeine Empfehlungen bezüglich der Untersuchungen im abgeschlossenen Bereich und auf dem Feld
Zusätzlich zu den vorangegangenen Empfehlungen müssen die folgenden Kriterien berücksichtigt werden:
– Die Untersuchungen an Kolonien (Entwicklung, Produktion, Verbrauch, etc.) müssen eine Mindeststärke von einigen Tausenden von Bienen umfassen (10 % der Mindeststärke einer normalen Kolonie unter natürlichen Bedingungen)
– Die Verhaltensbeobachtungen müssen:
o Gezielt sein (genauer anzugebendes Verhaltensschema),
o Sich über einen Zeitraum erstrecken (mehrere Tage oder mehrere Wochen),
o Regelmäßig sein (Häufigkeit und Datum),
o Eine Nachprüfungsphase umfassen (Spätwirkungen)
o Gekennzeichnete Bienen verwenden,
o Die Untersuchungen, welche die Wirkung von kontaminiertem Pollen, Nektar oder Honig testen, müssen zuvor den Imidaclopridgehalt in diesen Matrizen (Begrenzung der Quantifizierungen kleiner oder gleich 1 ppb) und den biologischen Abbau des Schadstoffs im Laufe der zeit zu überprüfen.
o Die Historie diese behandelten Kulturen muss bekannt sein (Behandlungen, vorangegangene Kulturen, etc.)
o Bei den Freilandversuchen mit Intoxikation „an Blüten“ muss die Fläche der Kulturen ausreichen groß sein, um die Wahrscheinlichkeit, dass die Bienen andere Kulturen nutzen, zu minimieren. Des gleichen muss, wenn der Wirkstoff über den Fütterapparat verfügbar ist, die Entfernung zwischen Stock und Fütterapparat ausreichend groß sein.
o Die Pollenanalyse muss anhand einer Probe von Sammlerinnen durchgeführt werden (Pollen im Mageninhalt und in den Hosen), um so die Exposition der Bienen an kontaminierten Pflanzen zu bestimmen.
10. Durchzuführende Arbeiten zur Vervollständigung der multifaktoriellen Untersuchung
Der Bericht muss fortlaufend mit den künftigen Arbeiten der Mitglieder der CST-Untergruppe Metrologie angereichert werden. Es handelt sich um:
– Umsetzung einer Evaluierung der Risiken für Fipronil in der gleichen Art, wie die für Imidacloprid
– Analyse anderer mit den Bienenverlusten implizierten Faktoren (Krankheiten, Praktiken in der Bienenzucht und in der Landwirtschaft, genetische Varianten der kultivierten und behandelten Pflanzen, Einfluss von Terpenen, …) in enger Zusammenarbeit mit der Untergruppe Organisation.
– Anfertigung einer Bestandsaufnahme über die in anderen Ländern festgestellten Beschwerden der Bienen.
Die Evaluierung der Risiken für mit dem Saatgutbeizmittel generierten Biene wurde unter Berücksichtigung aller Daten bezüglich Exposition, Toxizität und mit der Ausarbeitung von Szenarien, welche am besten die Intoxikation der Bienen in ihrer natürlichen Umgebung wiederspiegeln, durchgeführt. Die für die Evaluierung der Risiken verwendeten Schritte, die verschiedenen ausgearbeiteten Szenarien, so wie die infolge der bei der Evaluierung der Daten angetroffenen Probleme müssen in den Untersuchungen über die Risiken anderer Insektizidprodukte, welche für die Boden- oder Saatgutbehandlung verwendet werden, in der Homologisierungsphase verwendet werden. Die Ausbreitung anderer Insektizidarten ist ebenfalls in Betracht zu ziehen.