Welche Mechanismen wenden die kleinzelligen Bienen an, um sich, ohne unsere Hilfe, gegen die Varroen verteidigen zu können?
Das ist eine sehr wichtige Frage und wir sind nah dran diese beantworten zu können.
Letztes Jahr um dieselbe Zeit haben wir schon sehr interessante Erkenntnisse erhalten bei der Untersuchung unserer kleinzelligen Völker nach dem VSH (Varroa Sensitive Hygiene):
- erste Untersuchung unserer Bienenvölker auf VSH
- wirkt die Drohnenbrut bei kleinzelligen Bienen als Varroafalle?
Ich habe nun 3 Überlebensvölker untersucht (Mitte Februar 2015). Das sind Völker die erstens noch nie gegen Varroen behandelt wurden und aus es eigener Kraft schafften sich zu wehren. Die Königinnen wurden nie getauscht.
Und zusätzlich hab ich ein Volk untersucht das letztes Jahr Varroaprobleme hatte und im letzten November eine neue Königin bekam.
Volk N° 83sa
Das Volk ging auf 4 Zargen über den Winter mit sehr viel Futterreserven.
Am 12.2. hat es eine Zarge voll mit Brut, gut Drohnenbrut angelegt, man sieht etwas BH (hygienisches Verhalten) in der Bienenbrut und auch BH in der Drohnenbrut, was ein sehr gutes Verhalten ist.
Hier kann man sogar auf dem unteren Bild die Varroen sehen, die in der aufgebissenen Drohnenzelle waren:
Ich öffnete nun 119 Bienenbrutzellen und fand darin folgendes:
Varroen |
weibl Nachkommen | männl Nachkommen |
3 | 1 | ja |
2 | – | – |
1 | 1 | ja |
5 + 1 tot | 2 | ja |
2 | 2 | ja |
1 | – | ja |
1 | 1 | ja |
15 | 7 |
das heisst daß in den 119 Bienenbrutzellen 15 Varroen gefunden wurden mit nur 7 weiblichen Nachkommen.
Nun öffnete ich 60 Drohnenbrutzellen und fand in 32 Zellen keine Varroen und in den restlichen 28 folgendes:
3 | 3 | ja | 1 | 3 | ja |
3 | – | ja | 2 | 3 | ja |
1 | 3 | ja | 1 | – | – |
3 | 3 | ja | 1+1tot | 1 | ja |
2 | 2 | ja | 1 | 2 | ja |
1 | 1 | ja | 3 | 3 | ja |
6 | 1 | ja | 1 | 3 | ja |
2+2tot | – | – | 2 | – | ja |
3 | 3 | ja | 3 | 2 | ja |
2 | 1 | ja | 3 | – | ja |
3 | 1 | ja | 3 | – | ja |
1 | 2 | ja | 1 | – | ja |
3 | 2 | ja | 6 | 6 | ja |
4 | 2 | ja | 3 | – | ja |
zus | 67 | 47 |
Das sind 67 Varroen und nur 47 weibliche Nachkommen in 60 geöffneten Drohnenbrutzellen. Darüberhinaus waren in 8 Zellen Varroen die keine weiblichen Nachkommen hatten.
Zusammenfassung:
In diesem Stock N° 83sa sehen wir daß sich wenig Varroen in der Bienenbrut aufhalten und sich die Mehrzahl in der Drohnenbrut befindet. Im Stock sind ca. 400 Drohnenbrutzellen vorhanden. Die Varroen, sowohl in der Bienenbrut als auch in der Drohnenbrut, haben weniger Nachkommen als erwachsene Milben vorhanden sind. Zusätzlich räumen die Bienen befallene Zellen sowohl in der Bienen- als auch der Drohnenbrut aus. In 8 von 28 Drohnenbrutzellen haben die Varroen keine weiblichen Nachkommen.
Es zeigt sich erneut daß Mehrfachbesetzung von Bienen- und Drohnenbrutzellen durch Varroen die Abwehrstrategie des Stockes ausmachen.
Volk N° 32W
Das Volk ging auf 3 Zargen über den Winter mit sehr viel Futterreserven.
Am 17.2. hat es eine Zarge voll mit Brut, Drohnenbrut angelegt, man sieht gut BH (hygienisches Verhalten) in der Bienenbrut und auch BH in der Drohnenbrut, was ein sehr gutes Verhalten ist. Das Volk ist etwas nervös (letztes Jahr auch schon).
Ich öffnete 50 Zellen Bienenbrut und fand nur 2 Zellen mit jeweils einer Varroa, keinen weiblichen Nachkommen und jeweils einem männlichen Nachkommen.
Hier kann man einiges hygienisches Verhalten in der Bienenbrut sehen:
Dann öffnete ich 19 Drohnenbrutzellen. Auf dieser Wabe waren nur ca. 80 Drohnenbrutzellen vorhanden:
1 | 2 | j | 3 | 4 | j |
5 | 4 | j | 2 | 2 | j |
4 | 1 | j | 3 | 4 | j |
2 | 2 | j | 1 | 1 | j |
1 | 2 | j | 2 | 2 | j |
5 | 4 | j | 1 | 1 | j |
5 | 5 | j | 9 | 7 | j |
4 | 4 | j | 3 | 2 | j |
3 | 2 | j | |||
zus | 54 | 49 |
in 17 von 19 Drohnenbrutzellen befanden sich Varroen.
Zusammenfassung:
In diesem Stock konzentrieren sich die Milben auf die Drohnenbrut und in der Bienenbrut sah ich einige ausgeräumte Zellen. Fast jede Drohnenbrutzelle wies Mehrfachbesetzung mit Milben auf, jedoch konnten sie nicht mehr Nachkommen erzeugen als Muttertiere da waren. Es waren aber auf dieser Wabe nur ca 80 Drohnenbrutzellen vorhanden, auf die sich die gesamten Milben verteilten. Ich untersuchte daraufhin eine andere Wabe auf der wesentlich mehr Drohnenbau angelegt war, ca 200 Zellen pro Wabe. Und siehe da ich fand viele unbesetzte Drohnenbrutzellen und die, die besetzt waren, zeigten viel weniger Varroen als auf der ersten Wabe. Das zeigt daß es sehr wichtig ist den Bienen wieder beizubringen die richtige Menge Drohnenbrut pro Wabe anzulegen. Dieses Volk ist auch ein Überlebensvolk und wurde noch nie behandelt und es wurde auch nie die Königin getauscht. Anscheinend ist die Varroataktik in diesem Volk etwas unterschiedlich zum ersten.
Volk N° 35s
Das ist nun ein Zuchtvolk das mit 3 Zargen und viel Futtereserven über den Winter ging. Man sieht etwas BH.
In 25 geöffneten Bienenbrutzellen fand ich keine Varroen.
In 21 geöffneten Drohnenbrutzellen fand ich in 9 Zellen keine Varroen und im Rest folgendes:
1 | – | 1 | 1 | – | – |
2 | 1 | j | 1 | 1 | j |
2 | 2 | j | 1 | – | – |
2 | 1 | j | 3 | 2 | j |
1 | 2 | j | 6 | – | j |
5 | 3 | j | 7 | 3 | j |
zus | 32 | 15 |
Zusammenfassung:
In der Bienenbrut sind keine Varroen zu sehen. Die, die da sind, werden durch das hygienische Verhalten ausgeräumt.
In der Drohnenbrut sieht man hier wieder Mehrfachbesetzungen mit wenigen oder überhaupt keinen weiblichen Nachkommen. Von den 32 Muttermilben sind nur 15 weibliche Nachkommen zu sehen. Was auffällt ist daß in 4 Drohnenbrutzellen überhaupt keine weiblichen Nachkommen zu finden sind und in 2 auch keine männlichen. Dieser Stock verteidigt sich hervorragend.
Volk N° 24adp
Dieses Volk ging auf 2 Zargen über den Winter und hatte letztes Jahr Varroaprobleme. Es wurde nie behandelt aber im letzten November wurde die Königin gewechselt indem eine schlupfreife Königinnenzelle gegeben wurde, nach der Entnahme der alten Königin. Das Volk hatte eine komplette Zarge Futter zur Verfügung.
Man sieht einige geöffnete Zellen durch das hygienische Verhalten BH, auch in der Drohnenbrut:
Ich öffnete 42 Zellen Bienenbrut und fand folgendes:
1 | 2 | j | 1 | – | – |
1 | 3 | j | 1 | 3 | j |
1 | 2 | j | 1 | 1 | j |
1 | 2 | j | 1 | 2 | j |
zus | 8 | 15 |
Jetzt wird der Unterschied zu den Überlebensvölkern klar.
Hier vermehren sich die varroen auch in der Bienenbrut und zwar progressiv – im Gegensatz zu den vorigen Völkern. In 42 Zellen Bienenbrut fand ich 8 Varroen mit 15 weiblichen Nachkommen.
Dann öffnete ich 17 Drohnenbrutzellen und fand folgendes:
2 | 3 | j | 2 | 1 | j |
1 | 2 | j | 1 | 1 | j |
1 | 2 | j | 1 | 1 | j |
2 | 2 | j | 3 | 2 | j |
zus | 13 | 14 |
Ich fand in 9 Drohnenzellen keine Varroen und in 8 fand ich 13 Varroen mit 14 weiblichen Nachkommen. Das heisst daß wir hier nicht mehr die beobachteten Mehrfachbesetzungen, mit unterdrückter Vermehrung der Milben, wie bei den anderen Völkern haben. Dennoch scheint die neue Genetik der Königin Schwung in den Stock zu bringen. Ich habe einige geöffnete Zellen durch das hygienische Verhalten in der Bienenbrut sowie in der Drohnenbrut gesehen.
Ergebnis:
Diese Untersuchung der 3 Überlebensvölker zeigt uns, daß die Art und Weise, wie sich unsere kleinzelligen Bienen gegen die Varroen zur Wehr setzen, vom dem abweicht, was als VSH bezeichnet wird.
- Es wird gesteuert duch die Bienen, indem sie die Varroen dazu bringen sich erstens vor allem in der Drohnenbrut aufhalten – indem wir den Bienen wieder beibringen die richtige Anzahl Drohnenbrut pro Wabe zu erstellen, haben wir die ganze aktive Saison hindurch gemäßigt Drohnenbrut in unsereren kleinzelligen Stöcken.
Die Wichtigkeit der Drohnen oder die wahren Helden im Bienenstock - und zweitens durch Mehrfachbesetzung durch Varroen in der Drohnenbrut (und auch Bienenbrutzellen) in denen die Fruchtbarkeit der Milben herabgesetzt wird.
Es scheint daß die Bienen einen Mechanismus aktivieren können, indem sie die Varroen dazu bringen gehäuft in manche Zellen zu schlüpfen, obwohl genügend andere Zellen zur Verfügung stehen würden, wo sie sich viel besser vermehren könnten. Das unterscheidet die Überlebensvölker von denen, die Probleme mit den Varroen haben. Die kleinere Zellengröße ist dafür verantwortlich daß die Milben sich vor allem in der Drohnenbrut aufhalten. Somit ist die Drohnenbrut eine Art Schutzwall für die Bienenbrut. Es ist aber auch ersichtlich daß NUR die Verkleinerung der Zellen nicht zum gewünschten Erfolg führt. Da braucht es einiges mehr, was uns glücklicherweise Dee Lusby schon vor langem ans Herz gelegt hat:
DER gangbare Weg zu resistenten Bienen, Grundlegendes von Ed&Dee Lusby
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Hier ist die Antwort von Dee Lusby auf diesen letzten Test unserer Bienenstöcke:
Stephan, das ist großartig zu sehen, daß bei Bienenstöcken, die in Harmonie mit der Natur sind, die Dinge wieder ins Lot kommen. Mit 85% Arbeiterinnen und 10-15% Drohnen gehen die Dinge hinsichtlich Schädlingskontrolle und den damit zusammen auftretenden Sekundärinfektionen in den Ausgleich …..das macht die Drohnen zu unseren besten Verteidigern in unseren Stöcken, indem sie den Überblick behalten und den Schlag auffangen, um ihre Frauen/Ladies zu schützen und gesund zu halten, während sie ihr Leben opfern und rausgeworfen werden….. solche wundervollen Drohnen….. und Stöcke, die schlußendlich wieder im Einklang mit der Natur sind, nun kann die Evolution weiter gehen…….
Das ist ein exzellenter Artikel, den Du hier geschrieben hast ……, Du hast es begriffen und verstanden und das ist wirklich großartig, das Du nun andere anlernst!!!………………. So bleib dran Mann!!……..und verbreite das Wort……..
Dee A Lusby