Dee A. Lusby, Amado, Arizona, USA:
Bienenwaben: Kurze Geschichte, Größe und Konsequenzen
Der Weg zurück zur biologischen Bienenhaltung (Teil 4)
Von frühesten Zeiten an wurden die von Bienen gebauten Waben studiert und bewundert als eine Lösung für das Problem des geringen Gewichtes und großer Festigkeit vervielfältigt in Baustrukturen. Die erste bekannte Untersuchung der Struktur von Honigwaben beschäftigte sich mit der hexagonalen Form der Zellen und wurde angestellt von Zenodorus von Sizilien. Dies stammt aus dem 2. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung, also direkt nach der Zeit des Archimedes. Zenodorus zeigte damals, dass drei gleichmäßige Formen eine ebene Fläche vollständig ausfüllen (insbesondere das gleichseitige Dreieck, das Quadrat und das regelmäßige Sechseck), das Sechseck hat dabei den größten Flächeninhalt bei gegebenem Umfang.
Später, um das Jahr 500 hat hat Pappus, ausgehend von Zenodorus, herausgefunden, dass die Bienen weise die sechseckige Form für diejenigen Zellöffnungen wählen, da die Zellen in dieser Konstruktion bei gegebenem Herstellungsaufwand den meisten Honig fassen können. Er war der erste, der die Überlegung weiterführte, dass Honigbienen ökonomisch (sparsam) mit Wachs umgehen, eine Auffassung, die für viele Jahre galt, allerdings heutzutage weit entfernt ist von der Realität der Sache. Nach Pappus gab es keine Untersuchung der Konstruktion von Bienenwaben bis Kepler, ein Astronom, eine sehr gute Beschreibung dieser Zellen veröffentlichte. Ihnḿ ist anzurechnen, dass er der erste war, der die Rhomben am Grund der einzelnen Zelle entdeckte.
Im 18. Jahrhundert gab es ein schreckliches Missverständnis bei der Berechnung , basierend auf der Messung der Winkel der Rhomben am pyramidal ausgestalteten Grund der Waben-Zellen. Dies entstand 1712 und bestand etliche Jahre während dieses Jahrhunderts.
Nämlich: Maraldi, ein italienischer Astronom, untersuchte Bienenzellen und vermaß den unteren Rand der Zellen und fand heraus, dass die Seiten annähernd gleich waren. Dann berechnete er, wenn die Winkel wirklich gleich groß waren, musste jeder ca. 109°, 28′ betragen. Anne D. Betts erzählt die Geschichte 1921 in einem Artikel so, dass Maraldi „einen schreckliche Warnung“ an uns alle sei, uns völlig klar auszudrücken, um aller Gefahr, missverstanden zu werden, aus dem Weg zu gehen.
Durch Benutzung einer irgendwie gestalteten Ausdrucksweise gelang es ihm, den französischen Naturforscher Reaumur einige Jahre später davon zu überzeugen, dass er den Winkel-Wert von 109°, 28′ durch Messung gefunden habe! Ein Kunststück, das, wie verschiedene Autoren seitdem bemerkt haben, unmöglich war mit den technischen Instrumenten, die damals existierten, selbst wenn die Zellen regelmäßig gewesen wären, was sie ja nicht sind.
Reaumur nahm an, dass die Bienen ökonomisch mit dem Wachs umgingen und bat einen befreundeten Mathematiker, Koenig, „das Problem der Bienen-Zellen“ zu bearbeiten, das oben beschrieben wurde. Koenig machte sich an die Arbeit und fand für den größeren Rhomben-Winkel 109°, 26′ heraus. Spätere Untersuchungen zeigten, dass 109°, 28′ die richtige Antwort gewesen wäre (gerundet auf die Winkel-Minute, Koenig hatte eine Rechenfehler gemacht).
Kent L. Pellett gab neue Hinweise zu der Geschichte in einem Artikel vom Juni 1929, als er schrieb: „Reaumur staunte, dass sie mit ihrer Ökonomie so nahe an die Perfektion herankamen“. Aber andere Wissenschaftler waren beunruhigt, dass die Bienen so nahe an die korrekten Winkelwerte herankamen und sie doch verpassten.
Sie nahmen diese Verunsicherung an um das Problem selbst zu lösen – mit dem gleichen Ergebnis wie Koenig. Aber die Bienen weigerten sich, ihren Fehler zu verbessern, so klein er auch war, und fuhren fort die Zellböden mit den alten Winkeln zu bauen.
Später gab es einen Schiffbruch. Die Untersuchung des Unfalls zeigte, dass der Kapitän seinen Kurs verließ, da er einer Berechnung nach fehlerhaften Logarithmen-Tafeln folgte. Die Tafeln wurden berichtigt, um weitere Fehler zu verhindern. Dann entdeckte man, dass Koenig dieselben (fehlerhaften) Tafeln für seine Berechnungen benutzte. Das Zell-Boden-Problem wurde erneut gelöst, diesmal mit den korrigierten Tafeln und diesmal erhielt man dieselben Winkel, die die Bienen schon immer benutzt hatten. Im Endeffekt hatten die Bienen recht und die Mathematiker lagen falsch.
Die ersten künstlichen Mittelwände wurden in Deutschland 1842 von Gottlieb Kretzschmer hergestellt. Sie wurden mit Hilfe eines Paars gravierter Walzen hergestellt und Stärke wurde benutzt, damit kein Wachs an den Walzen kleben blieb. Die Maschine bestand aus einem Steifen Leinen zur Führung, überzogen mit einer Mischung von weißem Wachs und Stärke, Auf diesem Überzug wurde die Mittelwand oder der Zellgrund eingedrückt, indem man es durch das Paar gravierter Rollen führte.
Danach folgten andere, namentlich Jean Mehring, ein Holländer. 1857 benutzte er reines Wachs und goss es zwischen Metallformen, und A. I. Root aus den USA benutzte als erster eine Presse mit Metallwalzen. Otto Schenk produzierte 1872 Mittelwände mit hervorstehenden Seitenwand-Gründen und stellte sie aus, und John Long aus den USA produzierte 1974 ein ähnliches Produkt. D. S. Given (USA) stellte ungefähr 1879 – 1881 gedrahtete Mittelwände mit einer Presse her, aber nicht vor 1892 war es, dass E. B. Weed (USA) Wachsplatten in größeren Längen herstellte, die zwischen Walzen weiterverarbeitet werden konnten. All diese Fortschritte in der Herstellung von künstlichen Mittelwänden schafften die Voraussetzung für die technischen Erfolge unseres Jahrhunderts bezogen auf die moderne Imkerei, genau wie für die drückenden Probleme der parasitären Milben und damit verbundenen nachfolgenden Erkrankungen.
Ich möchte sagen: unsere gegenwärtige Ära von Problemen begann um 1891 in Belgien mit der Einführung von künstlichen Mittelwänden mit 920 Zellen pro dm², was die Mitte zwischen 4,6 cm und 4,7 cm für 10 Arbeiterinnen-Zellen entspricht. Alle Imker dort übernahmen diese Zellgröße. Die Experten dieser Zeit glaubten, dass es vorteilhaft sei, so viele Bienen wie möglich auf der geringst möglichen Oberfläche des Rähmchens zu produzieren. Dies, sagt man, war eine voreilige Einengung der Zellen innerhalb ganz Belgiens und nach einigen wenigen Jahren waren die Bienen armselige Exemplare. (Wir könnten sagen, dies war das Gegenteil vom heutigen Problem „größer ist besser“.)
Damals begann ein Kampf mit so schädlicher Absicht, eine Idee war geboren mit einem beabsichtigten wunderbaren Endkampf (den wir auch heute noch betreiben).
Ein Professor U. Baudoux aus Belgien veröffentlichte im Juni 1893 einen Artikel in „Progress Apicole“, indem er den Gebrauch größerer Wabenzellen empfahl, als Ergebnis von gebührend beschriebenen Experimenten. Es scheint so, dass Professor Baudoux Bienen mit außerordentlicher Energie züchten wollte, die in einem erweiterten Flugradius von einer Vielzahl von Blüten Nektar sammeln können, die damals (und vielleicht noch immer) außerhalb der Reichweite ihrer Zunge waren.
Er experimentierte mit Zellgrößen bis zu der Grenze von 750 Zellen pro dm², eine Zellgröße, die er durch Dehnung von Wachsmittelwänden erhielt. Ermutigt durch seine Experimente, wollte er es immer besser machen: „BIS AN DIE GRENZEN DES MÖGLICHEN GEHEN“. (Genau hier beginnen unsere aktuellen modernen Probleme mit parasitären Milben und den daraus folgenden Krankheiten).
Professor Baudoux experimentierte mit verschiedenen Mittelwand-Größen pro dm², genauer: 750, 740, 730, 710 und herunter bis 650. Er beschäftigte sich auch mit den verschiedenen Möglichkeiten Zellen zu vermessen und empfahl seine eigene Methode dafür. (Unglücklicherweise gab es keine Umrechnungs-Tabelle für seine empfohlene Messmethode gegenüber der üblichen Messmethode, die bereits seit über 2000 Jahren und bis in vorchristliche Zeit gebräuchlich war, sodass Imker nicht zwischen den beiden Messmethoden wechseln konnten.)
Professor Baudoux war so erfolgreich mit seinen Schriften und seinen Experimenten, und so überzeugend, dass alle Hersteller von nun an Mittelwände mit vergrößerten Zellen verkauften und behaupteten, gute Erfolge mit deren Gebrauch zu haben. Das meiste dieser Anstrengung wurde in den späten 1920er Jahren, in den 1930ern bis zu den 1940er Jahren geleistet. (Das Resultat ist, dass dieser Prozess von größer ist besser und der daraus folgende Handel nie aufhörte und bis in die modernen Zeiten bis zum heutigen Nachteil, dass allein übergroße Mittelwände verkauft werden (deutlich jenseits der für größere Honigbienen von Professor Baudoux ausgemalten Grenzen) und standardisiert auf eine Größe von bis zu 5,7 cm pro 10 Arbeiterinnen-Zellen).
Könnte dieser anhaltende Trend zu immer größeren Bienen ein grundlegender ursächlicher Effekt sein, der die heutigen Probleme mit parasitierenden Milben und diese begleitenden Folge-Erkrankungen sein? Möglicherweise. Aber auf welche Anhaltspunkte könnte man einen solchen Gedanken stützen?
Unglücklicherweise für uns alle arbeitete Professor Baudoux nicht an den großen Zellen selbst, sondern stattdessen an der Selektion mit dem Ziel einer besseren Honigbiene. ES IST WICHTIG FÜR HEUTIE IMKER, SICH DAS ZEITFENSTER ZU VERGEGENWÄRTIGEN UND DEN PLATZ IN DER GESCHICHTE, UND AUCH DIE TATSACHE, DASS DAS VON PROFESSOR BAUDOUX EMPFOHLENE MESSSYSTEM NICHT AUF TRADITIONELLE MESSSYSTEME BEZOGEN WAR. WARUM? WEIL DER ZUGRUNDELIEGENDE URSÄCHLICHE GRUND FÜR HEUTIGE PROBLEME MIT PARASITÄREN MILBEN UND BEGLEITENDE FOLGEKRANKHEITEN HIER LIEGT!
Genauso unvorteilhaft für uns alle ist die Tatsache, dass Professor Baudoux ein Anhänger des Larmarckismus war und glaubte, dass es möglich sei die Honigbiene fortwährend zu verbessern indem man ihr die Chance gab, in jeder nachfolgenden Generation größer zu werden (Anm. (Wikipedia): Lamarckismus ist die Theorie, dass Organismen Eigenschaften an ihre Nachkommen vererben können, die sie während ihres Lebens erworben haben). Jedenfalls ist dies für Befürworter des Darwinismus oder der Mendelschen Gesetze eine sehr unsichere Lehre; und die Bienen selbst scheinen diese Kritik zu bestätigen (noch heute kann jeder Imker eine Wildbiene von einer durch Domestikation veränderte unterscheiden), bereits damals in den frühen 1900er Jahren war es eine verbreitete Erkenntnis, dass sie (Anm.: die Honigbienen) dazu dendieren, zurückzugehen in der Größe der Arbeiterinnen-Brutzellen, wenn sie sich selbst überlassen sind, zurück zu dem was NATÜRLICH ist, weitergeführt nach den Gesetzen der Natur und nicht nach den künstlich geschaffenen und politisierten Regeln.
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Gezeichnet: Dee A. Lusby, Amado, Arizona, USA
vielen Dank für die Übersetzung an Naninana